Seit neuestem muss ich gestehen, Stolz zu sein, wenn mich Freunde besuchen und – trotz meiner zumeist sehr alten Geräte – das Ergebnis meiner audiophilen Bemühungen loben. HiFi-Kenner wissen ja, dass es ein langer Weg ist, nicht immer linear von schlechter zu besser, und oft sind die Schritte völlig unterschiedlich in den Kosten.

Neotech NEMOS 5080 Solid Core LS Kabel

Nachdem ich auch häufig zu Besuch bin bei Kollegen der audiophilen Freizeitgestaltung, und fast immer ein besseres Ergebnis in Sachen Klangqualität das Resultat meines Besuches ist, möchte ich heute einmal zusammenfassen, worauf es meiner Erfahrung nach am meisten ankommt.

 „Die heilige Dreifaltigkeit als Weg zum guten Sound“

Wenn wir davon ausgehen, dass grundsätzlich eine halbwegs gute Anlage zur Verfügung steht, gibt es 3 wesentliche Punkte um aus einer guten eine hervorragende Anlage zu machen . 

1. Sauberer Strom

Am Anfang steht das Fundament der ganzen elektrischen Anlage, die Stromversorgung. So gut wie jedes Gerät besitzt ein Netzkabel, das nicht nur die nötige Energie in die HiFi-Anlage bringt, sondern auch aus der Luft bzw. aus dem Stromnetz aufgesammelten Schmutz. Freunde von mir wissen, dass ich leicht aus der Ruhe zu bringen bin beim Anblick eines Powerline-Adapters, der die Stromleitung derart verseucht, dass kaum Ruhe einkehren kann in den leisen Stellen der Wiedergabe. Aber auch WiFi/WLAN wird ins Netzkabel eingestrahlt, sofern es nicht gut ( doppelt und dreifach) abgeschirmt ist. Und wie bei der mittlerweile sattsam bekannten Mund-Nasen-Maske ist die Wirkung in beiden Richtungen  festzustellen, also es dringt bei Abschirmung kaum Schmutz ein und auch weniger aus. In gut abgeschirmte Kabel kann nichts einstrahlen, sie behalten den hochfrequenten Anteil auch für sich und verseuchen nicht die Umgebung damit.

Netzfilter von Versalab
Versalab RFI Filter

Nicht nur Strom auch Signal

Dass nicht nur Netzkabel sondern auch Digitalkabel sauber abgeschirmt sein sollen , habe ich schon hier beschrieben, optische Leitungen stellen sich natürlich als immun heraus gegenüber Einstreuungen. Entkopplung von verschmutztem Strom/Signale wurde auch bereits genauer im Artikel über den Bonn N8 geschrieben. Aber bitte vergesst nicht auf die kleinen Netzgeräte , die in Form von Schaltnetzteilen die Versorgung stören können, lineare Ultra Low Noise Netzgeräte bringen hier mehr Schwarz ins Grau, um eine optische Anleihe zu übernehmen. Und last but not least habe ich gerade selber jüngst praktisch erfahren, wie viel besser symetrische Verbindungen mit XLR-Steckern sein können im Vergleich zu „normalen Cinch/RCA Kabeln . Wenn beide Seiten also über XLR Stecker verfügen bitte unbedingt ausprobieren. Und dass der Stromverteiler eher feste Kontakte haben soll, Metallgehäuse und UNBEDINGT geschirmte Anschlußkabel ist mittlerweile klar. Mehr noch zum Thema Verteiler weiter unten. 

Schukostecker zum Reinigen des Stroms
IFI Purifier

Am Anfang und am Ende meiner Kabel gibts noch Netzfilter bzw. auch manchmal Ferritkerne oder „Noisekiller“ , die den Dreck im Versorgungsstrom beobachten und – umgekehrt gepolt- wieder einspeisen, damit sich das Ergebnis auf Null summiert. Probieren geht über studieren, auch hier nachzulesen.

Solide Lösung bei Kabeln

Noch ein noch wenig beachteter Hinweis. Meine Erfahrung der letzten Zeit hat ergeben (also erhört), dass einzelne Leiter besser klingen als Litzen. Daher habe ich mit dem Guru-Kabel von Czesany experimentiert und bin nun bei Neotech Nemos 5080 gelandet als Lautsprecherkabel. Flache Kupferleiter statt vieler Drähte zwischen denen offensichtlich „Ablenkungen“ passieren. Auch mein bevorzugtes RCA/Cinch Kabel von D-Link ist ein einzelner Draht in der Mitte. Wer probieren will, es gibt grad ein paar Schnäppchen von mir auf Willhaben.

2. Der Raum 

Mit Raum meine ich nicht nur Gestaltung der Oberflächen im Raum, sondern auch Aufstellung der Lautsprecher. Beginnen wir mit diesen: In fast allen Fällen, in denen ich zu Besuch war, hat etwas mehr Abstand zur Rückwand das Klangbild verbessert (20 – 50 cm weiter nach vorn). Verantwortlich sind dabei die ersten Reflexionen. Diese werden von der Rückwand in zu kurzem Zeitabstand mit dem Original nach vorne abgestrahltem Signal vermischt. Denn der Lautsprecher strahlt nicht nur nach vorn sondern auch seitlich und sogar in tiefen Frequenzen nach hinten ab.

So wird das nix, nicht einmal mit exzellenten KEF Lautsprechern. Die Glaswand ist übel. Das Bild stammt von der Website von ©KEF

In der Studiotechnik spricht man auch von „Life End Dead End“ Raumgestaltung, bei der rund um die Lautsprecher vorne möglichst schluckende Wände gestaltet werden. Hinten dagegen trägt eine lebendige Situation reflektierender Wände zur Diffusität des Raumklanges bei. Zu den schädlichen Abstrahlern vorne gehört auch – in den meisten Fällen – der TV Schirm. Dessen „Wirkung“ kann am besten mit einer dicken Wolldecke erprobt und beseitigt werden. Von den Gattinnen belächelt zu werden halte ich gerne aus, wenn ich die Freude im Gesichtsausdruck des Hausherren dagegen abwäge. Klarer, nicht so grell, tiefer wird die Abbildung ohne Glaswand in der Mitte.

Vorsicht vor dem TV

Bei sehr großen TV Geräten muss man aber auch aufpassen, damit die seitlich platzierten Lautsprecher nicht zu weit auseinander gestellt werden. Sonst kann es sein, dass sich ein Loch ergibt und die Band plötzlich undefinierbar platziert ist. Eindrehen des Lautsprechers, Zusammenrücken, all das muss man probieren, am besten mit einem Freund/ einer Freundin, die Änderungen vornimmt, während man selber sitzen bleibt. Schon wenige Grad Änderung des Winkels der Lautsprecher zur Mittelachse zwischen den Lautsprechern kann die Abbildung „einschnappen“ lassen, plötzlich passt alles.

Und wenn wir schon bei Trivialem sind: Stereo heisst SYMMETRIE, Also links und rechts gleicher Abstand zur Wand , gleicher Hintergrund wenn möglich und natürlich gleicher Winkel.

Ein Lautsprecher im Eck und ein anderer frei stehend in dem keine Wand in der Nähe ist, ergibt Zweikanal, aber nicht Stereo bei dem eine Abbildung ein Orchester oder Band gut aufgestellt präsentiert. Bevor ich erzähle wie oft ich einen Regal-Lautsprecher waagrecht und den anderen senkrecht gesehen habe, „weil es sich so am besten ausgeht mit den Büchern oder Flaschen“ , hör ich lieber auf von Flaschen zu berichten.

Überdämpfte Räume sind natürlich genauso schlecht wie zu hallige. Terrassentüren aus Glas hinter Lautsprechern sind ein NoGo, das wird nix ohne Vorhang, der dick und schluckend sein muss, ein so genanter Store dient bestenfalls zum Mundabwischen beim Testen, schlucken tut er nix. Testen heisst im Fall von Stoff und Vorhang einfach nahe draufsprechen. Wolldecke schluckt und klingt dumpf, Glas reflektiert , klingt also hell. Als recht praktisch zum Testen tiefer Töne und ihrer Verteilung hat sich ein Frequenz-Generator am Handy herausgestellt, der über Kabel die HiFi-Anlage speist , wie hier beschrieben.  

3. Vibrationen 

Ganz im Unterschied zu anderen Gelegenheiten sind Vibrationen im Bereich der HiFi absolut unerwünscht. Offensichtlich ist das bei Lautsprecherboxen, deren Wände dick und steif sein sollen, damit sie NICHT mitschwingen. Boden und Wände sollten das auch nicht tun, da Schwingungen zB im Holzboden entlanglaufen, aber von der Wand, an der es nimmer weiter geht, wieder zurück kommen und sich mit dem Signal vermengen, das gibt unsauberen Bass. Mehr zu Federbeinen für Lautsprecher gibts hier.

Spike der Extraklasse

Verstärker enthalten Spulen, zB im Trafo, oder in Schaltungen. Wenn diese von Vibrationen bewegt werden und ein Magnetfeld in der Nähe ist, ergibt das einen nicht erwünschten Induktionstrom, der sich ins Signal einmischt. Ja, höre ich nun die Messtechniker sagen, aber das ist ja sooo gering, das kann man nicht hören.

Na dann  denken wir einmal kurz nach:Eine Geige spielt piano im Musikverein, und wird aufgenommen. Nachdem wir bei ganz lauten Passagen nicht übersteuern wollen also leise aufgenommen. Der Grundton der Geige ist schon ziemlich leise. Warum wissen wir, dass das eine Geige ist und nicht eine Vuvuzela? Wegen der Obertöne, die von den Saiten kommen und auch vom Holz der Geige mitschwingen. Die Obertöne sind aber noch viel viel leiser als der Grundton. Und dieses Gemisch wandert nun von der Geige ins Mikro und ein paar kleine Schallwellen wandern weit weit weg auch zur Decke und zur Wand des Musikvereines, und von dort wieder zurück. Nur deshalb wissen, wir, dass die Geigerin im Musikverein sitzt und nicht in der Bushaltestelle. Dämmerts jetzt, wieso auch winzig kleine Tonanteile wichtig sind und unser Ohr in Zusammenarbeit mit dem Gehirn das alles unversehrt entziffern will, und nicht durch zusätzliches Gewackel oder Rauschteppich überfordert sein soll.

Vibrationen ableiten , aber richtig

Wie wir schon gehört haben hilft uns IKEA mit seinem Schneidebrett die Vibrationen zu entsorgen. Wie genau der Verstärker an dieses Brett gekoppelt wird, über Spikes aus Metall, Ebenholz, Gummifüsse oder anders muss man herausfinden. Erfahrungsgemäß sollte das Gerät fest an das Holzbrett gekoppelt sein, das wiederum eher weich mit der Unterlage verbunden sein, zumindest bei mir war das so.

Ein Korkuntersetzer kostet ca 1 € , Metallspikes ein paar mehr, Gummifüße gibts im Baumarkt, nach oben setzen Stillpointsefür monetär gesegnete keine Grenze.

Hard Core Audiophile haben auch ausprobiert wie das ist wenn man Lautsprecherkabel vom schwingenden Boden befreit, den Verteiler auf Platin-Isolatoren legt, oder alle Kabel in Baumwolle hüllt um Aufladungen entgegen zu wirken. „Wenn man es hört, ist sicher es stört“, wäre meine Bauernregel zum Schluß. Ich muss jetzt aufhören, denn ich weiss jetzt habt ihr alle noch ein wenig zu tun :-). Falls es gutes bewirkt hat, freut sich mein Sparschwein auf Besuch.

Und zum ausprobieren natürlich nur feinste Quellen nutzen, Handy mit Tidal und MQA-Ztella von Zorloo zählt schon dazu übrigens. 

PS: Das nächste Thema wird unglaublich werden, versprochen.