Jeder Verbesserung der eigenen HiFi-Anlage bringt auch neue Durchhörbarkeit und Transparenz. Mit den Solid Core Kabeln des letzten Beitrages hat das in meiner Anlage dazu geführt, dass natürlich auch digitale Artefakte aus dem Netzwerk „besser“ zu hören sind. Darüber hinaus hat mir Hans Beekhuyzen mit seinen letzten Berichten über audiophile Internet-Verteiler einen unüberhörbaren Floh ins Ohr gesetzt. Und zu guter letzt hat sich bei einem Mittagessen herausgestellt, dass der ebenso hoch geschätzte Günther Holzhofer von UE-Consult den Silent Angel Switch BONN N8 in seinem Programm hat. Da muss doch einmal selber probiert werden, was das bringt.

BONN N8 Switch

Wie kann ein Switch „klingen“

Waren es früher die skeptischen Analogtechniker, welche uns versichert haben, dass Lautsprecherkabel und Cinch-Verbindungen nichts bringen können, sind wir seit dem Auftauchen von audiophilen USB-Kabeln die trotz asynchroner Übertragung besser oder weniger gut klingen können ins Kreuzfeuer der „Network-Inquisition“ geraten, wie Hans Beekhuyzen so treffend formuliert. Und er hat darüber ein Video gemacht, das ich JEDEM empfehle, der sich mit Wiedergabe von digitalen Signalen beschäftigt. Für jene, die sich die 20 Minuten nicht nehmen wollen, kurz ein paar Hinweise zum Inhalt. Das Wesen der digitalen Technik besteht aus 0 und 1 und einem dazugehörigen Takt. Wenn dieser Takt nicht mehr gleichmässig ist, durch Einstrahlungen von außen, durch Störungen anderer Schaltkreise etc. spricht man von Jitter, der das Auslesen des Digitalen Signales in den analogen Bereich negativ beeinflußen kann. Kommt dazu noch eine verschmutzte Stromversorgung zittert das Signal nicht nur in der horizontalen Ebene (Timing), sondern auch vertikal, was wiederum das Timing beim Auslesen verändert. Damit verschwimmt das Klangbild und der Hintergrund ist nicht ruhig und dunkel, sondern ein Grauschleier legt sich über den Klang.

Jitter bei digitalem Signal
Ausschnitt aus Hans Beekhuyzens Vortrag auf Youtube

Nachdem ich nun schon bisher einigen Aufwand getrieben habe, um Einstreuungen zu vermeiden und Lichtwellenleiter nutze für den relativ großen Weg zwischen UPC-Modem und HiFi-Anlage, war meine Erwartung ehrlich gesagt nicht besonders groß. Zur Übersicht findet sich HIER eine Zusammenfassung meines Audio-Internet-Netzwerkes bisher von Standard Anfang bis jetzt Audiophil+ . Aber irren ist ja menschlich bei Erwartungen, daher …

Der Engel der Stille und der Klarheit

Offenbar kein Zufall dass die Firma, welche uns den BONN N8 vorstellt „Silent Angel“ heißt, denn der Switch ist wahrlich ein Engel der Klarheit und Stille. Klarheit in Bezug auf Klangbild, inneren Strukturen der Töne und Instrumente, auch Aufbau elektronischer Klangbeeinflussung. Wir wissen seit T-Bone Walker oder Muddy Waters, dass eine gehörige Portion Verzerrungen sehr gut klingen kann. Aber es ist nicht egal ob zu den Verzerrungen früherer Röhrenamps und Fuzz-Pedalen auch noch welche vom Netzwerk dazukommen. Der BONN N8 trennt uns erstere gute von letzteren nicht erwünschten, so als hätten wir unsere Brillen oder Fenster geputzt und sind überrascht von der zuvor nicht gekannten Klarheit des Geschehens.

Medizinische Sauberkeit beim Strom

Das aus der Medizintechnik – welche ja immer gut mit besonders geringen Signalen umzugehen weiß – stammende Netzteil sorgt für größeren Rauschabstand und damit „schwärzeren Hintergrund“, um noch einmal ein optisches Analogbeispiel zu verwenden. Tiefe gewinnt dazu, die einzelnen Chorstimmen werden getrennt aber musikalisch stimmig erfahren, komplexe elektronische Layer wie zB bei „Hide and Seek“ von Imogen Heap so hochinteressant angewandt, gewinnen an Durchhörbarkeit, feinste Strukturen leiser Musik ( Lohengrins Vorspiel zum ersten Akt unter Karajan) erblühen rund und warm. Der BONN N8 ist auch ein Staubsauger digitaler Schärfe, ohne dabei zu verwaschen oder ungenau zu werden.

Warum der Bonn N8 Switch auch wirkt, obwohl zB bei meinem Bluesound Node2 das digitale Signal zwischengespeichert wird und damit Timing bzw. Jitter bereits verbessert sein sollten, ist mir technisch nicht ganz klar. Könnte jedoch mit der zusätzlichen ultragenauen Clock zusammenhängen, über die der audiophile Switch auch verfügt. Seht taktvoll, würde ich meinen.

Eifrige Leser meines Blogs wissen, das mir Klanggewinne besondere Freude machen, wenn sie preislich im Rahmen liegen, und mit 399.- Euro ist der Bonn N8 zwar als Switch nicht mehr wirklich preiswert, als Reinigungskraft für hochwertige HiFi-Anlage für jedweden Musikstil aber ist das ein absolutes Schnäppchen. Deshalb geht das Testgerät auch nicht mehr zurück. Gott bewahre, das möchte ich nicht mehr missen. Für alle die es selber probieren wollen, die Kopfhörerboutique hat ihn schon auf Lager.

PS: Zum Testen hier noch eine kleine Playlist

https://tidal.com/browse/playlist/bc714323-c13b-46cb-a8d8-0b1f577baff6