Meine Vorliebe für Solid Core ist bereits bekannt. Und hier und hier dokumentiert. Flach statt rund ist auch nicht neu. Aber so flach und so durchsichtig war es noch nie bei mir. Aber nicht die räumliche Wiedergabe. Schuld sind die Schnecken. 

Eine der wichtigsten Dinge im Leben von Audiophilen ist der Austausch mit anderen. „Das Internet“ bietet uns so viele Infos, niemand alleine hat die Chance da mitzukommen. Und 100 000 Treffer bei Google sind auch nicht gerade hilfreich; besonders wenn uns zuerst 10 bezahlte Empfehlungen hereingespült werden. 

Tante Youtube hilft auch nur bedingt weiter, denn auch hier ist es Knochenarbeit den unendlich großen Haufen an Spreu von den wenigen Goldkörnern zu trennen. 

Empfehlungen aber von Freunden, deren Urteil man schätzen lernte im Lauf der Zeit, sind Gold wert, auch wenn die preisliche Obergrenze der empfohlenen Dinge oft brutal durchbrochen wird. 

Das ultimative Kabel ist flach?

Fidelium LS-Kabel

Eine der Empfehlungen waren die Kabel von Silversmith Audio, und für mich besonders deren Fidelium Kabel. Ultraflach, keine Stecker sondern direkt geklemmt an Verstärker und Lautsprecher,  sollen sie das non plus ultra sein das man sich gerade genehmigen kann. Da das Paar mit 2 m einen für absolute HighEnd Kabel noch sehr angenehmen Preis von ca 1100.- € zu haben ist, war das für mich ein sehr gefährlicher Hinweis. Einer meiner Leser hat mich auch nochmal auf Solid Core Audio hingewiesen, die ebenfalls Foil Cables anbieten, mit der seit kurzem bei mir geschätzten Baumwollverkleidung auch hübsch anzusehen. 

Kabel als Bausatz von Solid Core Audio

Solid Core Kabel Bausatz mit Kupferfolie
Solid Core Audio Bausatz

Dort gibt es fertige Kabel oder Do It Yourself Bausätze. Fertig muss man etwa 1300.- hinlegen für 2m Paar, das DIY Kit gibts schon für ca 300.-€. Satisfaction guaranteed. 

Jetzt bin ich ja niemand der Risiko scheut, aber nach dem Ergebnis des zu wenig molligen Fake-Nordostkabels doch ein wenig vorsichtig geworden. Und weil ich ja im Fun-Only Modus bin und viel Zeit habe, wollte ich mal zuerst probieren, bevor ich zuschlage bei einer der angebotenen Flachbahn-Varianten. 

Die Schneckenpost geht ab erstmals

Kupferfolie wird bei Aliexpress oder Amazon zu hauf angeboten. Und hier kommen die Schnecken ins Spiel. Man nimmt Kupferfolie – auf einer Seite zumeist selbstklebend- als Hindernis für Schnecken, die nicht in Töpfe oder Hochbeete klettern sollen. Weil Kupfer mit den Schnecken chemisch reagiert und sie zum abrutschen bringen.  30 m einer 50 mm breiten, aber nur 0.05 mm dicken Folie kosten 20 Euronen. Ein Teflonband, das zum isolieren aufgebracht werden könnte, gibts in der 10 m Rolle bereits um 16 € . Damit lässt sich doch einmal testen und ausprobieren. Ein paar Hohlbananenstecker noch dazu, und schon kanns los gehen. Wer übrigens die Krise bekommt wegen nur 0.05 mm dick: 50 mal 0.05 ergibt einen Querschnitt von 2,5 mm2, da geht schon was durch. Und ausserdem ist es ja die elektromagnetische Welle, die über die Folie surft wie das Tragflügelboot zwischen Kopenhagen und Malmö. 

Getreu dem Motto nur eine fehlende Lötstelle ist eine gute Lötstelle wird die Kupferfolie nämlich nur geklemmt, ohne Materialwechsel Kupfer-Silberlot-Kupferstecker oder ähnliches. 

Erster Versuch war die Kupferfolie, die auf Papier aufgebracht ist, zuerst mit Teflonband zu überkleben; und dann zwei Kupferfolien Rücken an Rücken per doppelseitigem Klebeband zusammen zu verbinden. Fertig. 

Einer der Ideengeber für flache Kabel war für mich der leider bereits von uns gegangene Mr Townsend, der viele Versuche mit flachen Kabeln, ihrem Abstand und Eigenschaften im Vergleich zu solid core Draht oder Litze gemacht hat. Mehr dazu kann man hier lesen und hier sehen

Kurze Zusammenfassung: Dicht aneinander ist besser als großer Abstand. Die detailierten Anweisungen wie die Folie mit den Hohlbananen vermählt wird, und die dabei ausgestoßenen Verwünschungen erspare ich mir. Blumendraht als Klemme ist es nicht, soviel sei verraten. Aber so schnell wirft Hfvienna die Flinte nicht ins Korn.

Das perfekte Kabel ?!

Aber, das Ergebnis : ÜBERWÄLTIGEND! Als wäre der Verstärkerausgang in den Lautsprecher gewandert, und jeglicher Verlust unterwegs vermieden. Der Raum geht auf wie das Himmelstor beim jüngsten Gericht. Klangfarben erstrahlen wie die Trompeten von Jericho, das Holz der Instrumente wird ausgelobt, Marcus Miiler slappt, dass nicht nur Subwoofer und Raunas ihre Freude haben. Fett ist fett, trocken ist staubtrocken, emotional ist einfach geil. 

Ein zweiter versuch mit Flachkabel Adaptern von FrankEver war besser, zumal ich diesmal auf das Teflonband verzichtet habe und zwei 50mm breite Folien in der Mitte etwas gebeult habe, damit die in den 30mm runden Baumwollschlauch passen. Geht diesmal besser als erwartet, aber auch hier sind die Enden nicht wirklich gut verbunden. Trotzdem noch einmal ein Hauch Durchsicht mehr, in Michel Legrandes Orchester kann jeder Saxophonist einzeln begrüßt werden, der von Karajan aufgespannte Seidenteppich des Vorspieles aus Lohengrin glänzt wie im Mondlicht. So muss es sein, nicht anders . 

Nach diesen Versuchen juckt mich natürlich der Bausatz umso mehr. Oder soll ich gleich bei Fidelium zuschlagen? HiFi-Grandsegnieur Stefan Huber meinte es sei eines der besten Kabel die er je gehört hat, unanhängig von der Preisklasse. Ich glaub ich geb ihm demnächst recht .

PS: Neue Variante

Mit neuem Baumwollschlauch aka Verband wird das 50mm breite Kupferband besser umhüllt und bleibt jetzt (Rücken an Rücken) flach wie gewünscht. Am Lautsprecherende einfach mit Klarsichtfolie überklebt, in die vorher ein U geschnitten wurde, damit man das Kupfer gut klemmen kann.


PPS: Dicker und besser?

Kupferfolie von der Rolle
Kupferfolie von der Rolle

Noch zwei neue Varianten, diesmal mit 0,2mm dicker und 30 mm bzw 47 mm Breite. Beides mal die Rückseite der Kupferfolie mit Teflonband überklebt, die Vorderseite mit transparentem Tesaband. Dabei wurde darauf geachte, dass die 10 m lange Folie in 4 gleiche Teile geschnitten wurdeund jjeweils die Laufrichtung markiert, wobei vom roten Pluspol des Verstärkers zum roten Pol des Lautsprechers und dann die Laufrichtung wieder vom Minuspol des Lautsprechers zurück zum Verstärker (diesmal schwarz) führt. #

Einmal von hinten einmal vorne - Folienkabel vor dem Zusammenbau
Einmal von hinten einmal vorne – Folienkabel vor dem Zusammenbau

BEIDE Variuanten , sowohl die mit 30 mm als auch die noch breitere mit 43 mm brachten die gleiche Transparenz wie die ultradünne, aber gefühlt etwas mehr an Autorität und „Bock“ im Sound. Absolut genial. Zur Kontrolle habe ich noch mal zurück gesteckt auf die NEMOS Kabel und war verblüfft wieviel Durchsichtigkeit plötzlich fehlte. Also kann ich die Flachbandkur jedem nur empfehlen, der ganze Kostenaufwand war unter 50 € für 2 mal 2,5 m feinste LS-Kabel.

Die beiden isolierten Folien werden daraufhin mit doppelseitigem Klebeband wieder aneinander geklebt. Diesmal habe ich entweder Bananen-Hohlstecker oder Spades ans Ende der Kupferfolie angelötet mit kleinen Verbindungen, um ein Verrutschen und damit Signalverlust zu verhindern. ACHTUNG: Eine Variante, in der ich eine Folie in einen Baumwollschlauch gelegt habe und dann die zweite Folie einfach angelegt und noch einmal mit einem zweiten Baumwollschlauch umwickelt habe hat NICHT funktioniert, da vermutlich die Kapazität zu hoch war. Meine Aleph Endstufe hat kräftig verzerrt und aufgeheizt, schnelles Abschalten war geboten. Also bitte zwischen die Folien Teflonband oder ähnliche Isolierung, aber darauf achten dass der Abstand der Folien nicht zu groß ist. Ich muss jegliche Verantwortung bei Nachbau strikt ablehnen, jeder muss wissen , ob seine Endstufe bei ungeeigneter Belastung zeitgerecht abschaltet. Besonders ältere englische Endstufen können manchmal auf Schutzschaltungen verzichten, um nichts zu verfälschen , das kann aber schnell teuer werden.

PPPS: Diesmal vom Feinsten , mit Mundorf Folie

Wenn einem das Fieber mal gepackt hat, gibts ja immer Neues zu entdecken. Nach vielen Versuchen mit Schneckenband und diversen Folien, hab ich diesmal bei HiFi Collective eine Mundorf Folie besorgt. 28 mm breit, ganze 0.07 mm dick und 10 m lang , kostet nicht einmal 20 € . Aus 10 m kann man, 2 mal hin und her, ein Paar Lautsprecherkabeln mit 2,3 m Länge basteln. Zuerst schneidet man die Folie in 4 gleiche Stücke, notiert auf der Folie aber immer gleich die Laufrichtung . Eine Folie wird nun mit 5 cm breitem Teflonband selbstklebend überklebt, wobei die 1 cm an jedem Rand eingeschlagen wird und so Kurzschluss verhindern.

Das zweite Folienband wird nun in Gegenrichtung mit Doppelklebeband auf den Rücken des ersten geklebt. Beide werden nun in einen Baumwollschlauch verpackt und fertig ist die Laube. Wenn man mit einem sehr dünnen Schraubenzieher am Ende der Folie unter sehr steilem Winkel einrollt, kann man auf das eingerollte Ende einen Bananenstecker montieren , wahlweise auch einen „Spade“ genannten Kabelschuh. Ich hab für alles Kupfer gewählt, wenn ihr mein Sparschwein ordentlich füttert, kann ich auch über Silbervarianten berichten 😉 . Ergebnis wie immer SEHR zufriedenstellend. Offener, transparenter Klang, Tiefe en masse, Klangfarben neutral aber stark. Bass voll da, wenn die Aufnahme welchen enthält. Möglicherweise etwas Höhenanhebung in meiner Kombination von Aleph 0S und Rauna Ymer, wer helle scharfe Boxen hat , ist eventuell damit in falscher Richtung unterwegs. Natürlich hat Mr. Wireworld recht, wenn er auf der diesjährigen HiGhEnd 2023 zu mir sagte, dass viele Lautsprecherkabel gut klingen, weil es gerade gut zusammenpasst. SEINE Philosophie aber sein muss völlig neutral zu übertragen zwischen Verstärker und Lautsprecherklemmen. Für meine Zwecke war diese version auf alle Fälle wieder ein Gewinn, Trotz Kosten unter 50 € insgesamt.