HiFi-Freunde wissen, dass mit der Anschaffung neuen Gerätes der Weg erst beginnt , und zum Ziel noch weit ist. Je besser die Komponente, umso mehr gilt es neu zu erhören und damit auch das Rundherum zu ergründen. Ob da nicht noch ein Quentchen mehr zu holen ist? Besonders gilt das natürlich für Plattenspieler, bei denen soviel delikate Mechanik im Spiel ist, dass es ungezählte Möglichkeiten des Tunings gibt. 

Um nicht missverstanden zu werden: mein neuer Scheu Cello mit Rega-Tonarm und Ortofon 10 Tonabnehmer klang schon frisch aus der Schachtel großartig.Wenn man aber, so wie ich, eine längere Vergangenheit in Sachen Vinyl hat, liegen diverse Teile noch herum, die daran erinnern, welche Verbesserungen möglich wären. Dann juckt es einen natürlich kurz nach dem Anfang verschiedene Bereiche zu testen. Ein neuer Tonabnehmer – in meinem Fall Benz MC Silver – war schnell montiert. War aber nie so sauber und durchsichtig wie erwartet. 

Der Weg beginnt

Vinylfans unter meinen Lesern ist der VTA sicher ein Begriff, der Vertikale Spurabtastwinkel (Vertical Tracking Angle) . Wenn der Tonarm gerade parallel zum Plattenteller zu liegen kommt bei aufgelegter Schallplatte, sollte alles gut sein. Und damit die Kante der Nadel, besonders wenn es sich um eine elliptische oder noch schärfer geschliffene handelt, im richtigen Winkel zur Plattenrille stehen. Also im gleichen wie der Schneidestichel der die Rille geschnitten hat, um es kurz zu fassen. Ist der Winkel zu groß kann es zu Verzerrungen kommen, zu klein kann bedeuten dass es dumpfer klingt als es sollte. Der mir mitgelieferte Tonarm hat nun keinerlei Möglichkeit tiefer oder höher eingestellt zu werden. DH will man den Winkel des Tonarmes zur Plattenoberfläche verändern müssen Unterlagscheiben her. Gibts „ im guten Fachhandel“ oder bei E-Bay bzw. Amazon vorgefertigt . 

Der Scheu Cello mit vollem Besteck, Carbonbürste, Tonnarmwaage, Justierspiegel, Ölspritze, Nadelbürste, Wasserwaage für Plattenteller , Tonarmgewicht und Filzmatte.

Wie man sich bettet so klingt es. 

Die 3 verschiedenen Oberflächen der Plattentellermatten.

Eine andere Möglichkeit den VTA zu verändern, und das ist lustigerweise vielen gar nicht bewusst. wären Plattenteller -Matten. Legt man unter die Schallplatte eine Matte aus Kork (beliebtes Zubehör),  Filz (Linn!)  oder Gummi (Technics 1210 !) ändert sich der Klang, da die Vinylscheibe anders resoniert am Teller. Aber eben auch der vertikale Spurfehlwinkel, weil der Plattenteller jetzt höher ist und früher mit der Nadel in Kontakt kommt. Ich vermute vieles was den Matten nachgesagt wird, ist auf den geänderten VTA zurückzuführen, als auf das Material der Matte. Bei mir war die Korkmatte extrem dumpf, die Gummimatte eher verwaschen im Klangbild , die Filzmatte noch am ehesten geeignet für verbesserung , aber auch das unbekleidete Plattenteller aus Poly-Dingsbums. war ziemlich gut. Matten kosten von 10 € aufwärts bis zu obszönen Preisen bei Abzock-Phonografen. Also weiter am Weg. 

Stahl statt Plastik 

Beauty of Engineering – Iceni Gegengewicht.

Wussten Sie dass der Rega arm einen „Schwanz“ aus Plastik hat? Der Teil an dem das Gegengewicht hin- und her-geschraubt werden kann zur Änderung der Auflagekraft ist aus Kunststoff. Geht gar nicht, nicht nur bei uns Umweltschützern. Abhilfe schafft in diesem Fall Iceni Audio aus – wo sonst – dem königlichen HiFi-Reich UK. Der Stahlstift trägt hier sogar ein asymmetrisches Gegengewicht, dessen Anblick jeden Steam-Punk die Freudesröte ins Gesicht treibt. Feinmechanik pur, Kupfer, Stahl , Inbusschrauben. Unerwarteter Weise kostet diese Schönheit derzeit nur 65 Euros , wer kann da zögern. Wem das zu bbillig ist, auch Mitchel und andere bieten Gegengewichte an, diesmal saftig in die Börse gelangt. Not me, my friends. Dass mit dem Gegengewicht die Autorität der Basswiedergabe deutlich gesteigert wird, bild ich mir zumindest ein, viele Tage des Justierens werden mir hier noch mehr Gewissheit verschaffen. 

3 Euro Kabel am 2k Plattenspieler? 

Ein Traum von Tonarmkabel von Isokinetic / Cardas

Was mich von der ersten Sekunde an gestört hat am Regaarm war das mitgelieferte Kabel. Ist bei fast allen so und eine Schande! Selbst Tschunke 17 liefert Elektronik nicht mehr mit solchen Strippen aus, wem da wo was überig geblieben ist , sei dahingestellt. Aber traut man sich drüber dem Tonarm zu demontieren? Die innere Verkabelung ist nur mit der Mikrometerschraube zu ermessen, so dünn fällt sie aus. Ich habe ehrlich gesagt lange gezögert.

Aber – ihr kennt das sicher – nach ewigem Durchforsten der E-Bay Angebote , von Aliexpress und Phono-Woswasi Superonlineshops, musste es eines Tages sein. Isokinetik hat mich überzeugt mit einem in Textil eingebetteten Kabel mit soliden Cinch-Steckern dran und vielem nötigen Zubehör gleich beigelegt, zur problemlosen „Operation Kabeltausch“. 75€ geht grad noch würde ich sagen.

3 Stunden ruhige Schraubarbeit, Löttätigkeit und Einfädeln wie die Mährische Nähefrau hab ich es geschafft. Auch hier ein Schritt nach vorn, Bass plötzlich noch definierter und mächtiger, Durchsichtigkeit dazu gewonnen , und last but not least einfach vieeeel schöner. 

Der offene Geheimweg

Wie ihr wisst bin ich ein großer Fan von Isolation. Meine Geräte stehen auf Ikea-Brettern , meine Lautsprecher auf Federbeinen , mein Plattenspieler am Ikea-Tischchen wie früher 🙂 . Daher war ich auch nicht wirklich übberrascht , als ich von „Houdini“ der Funk Firm aus – klar – UK gelesen habe. Die Jungs dort haben zwischen Tonabnehmer und Tonarm ein kleines Stück Moosgummi gelegt, um den Tonabnehmer abzukoppeln von im Tonarm laufenden Vibrationen. Einsenplättchen , Moosgummi, Eisenplättchen , und schon sind weit über 300 Euro nicht mehr in der Geldbörse. Nun bin ich ja ein großer Freund der Entwickler, ein Fan hochwertiger Materialien und  auch bereit für eine gute Idee was beizusteuern. Aber den Gegenwert eines passablen Verstärkers für ein kleines Platterl aus 3 Schichten, eher nein.

Houdini – Private Edition

Also wieder einmal die Bastelstube eröffnet, Moosgummi gibts bei CONRAD um 5 Euro, diverse Plastik-, Metall-, oder Holzplättchen liegen immer noch herum aus der VOX-Zeit. Gewindeschneider für 2,5 mm kann man kaufen , Schrauben aus Metall oder Vinyl auch , und Zeit habe ich ja als „Senior Pension Administrator“, wie mein LinkedIn Titel heisst . Mit der kleinen Bohrmaschine und diversen Zusatzdingen bin ich wie ich fürchte bereits beim halben „Houdini“ Preis , aber das Lernen hat auch viel Freude bereitet, und meiner bescheidenen Meinung nach funktioniert das wirklich ziemlich gut . Wenn man den VTA korrekt neu justiert, andere Distanzplättchen wählt für die Tonarmbasis, das Gegengewicht natürlich ausgleicht. Bei asymmetrischen Gewichten übrigens unbedingt auf der endgültigen der Plattenoberfläche, denn sonst stimmt’s nicht mehr, weil anderer Hebel und so… Und damit sind wir wieder am beginn. Der Weg ist das Ziel bei Vinyl. 

PS Jetzt heißt es stark sein für Hardcore Vinylisten: Referenz ob Verzerrungen , Klangcharakteristik und räumliche Abbildung stimmen war mir immer soweit es geht die MQA Version über Tidal. Dort gibts mittlerweile fast ALLES , sogar Amon Düül II und Wolfgang Dauner!!!