Wir schreiben das Jahr ANNO 2022 , der Amtschimmel wiehert lauter als früher. Für eine einfache Lebensbescheinigung erlebt man Amt „a la Kaufhaus Österreich“. Zum Weinen. 

Vorbemerkung 1. Das Magistratische Bezirksamt für den 5.ten Bezirk war einmal ein Schlaraffenland für Bürger. Prompte Erledigungen, unkomplizierte Abläufe etc. 

Vorbemerkung 2. Jeder Marktstand am Gemüsemarkt hat ein Kredit/Bankomat-Karten-Lesegerät. In Schweden geht man Lulu mit der Mastercard. Die Klofrau nimmt kein Bargeld. 

Die Geschichte geht so: Jährlich einmal muss ich eine Bestätigung nach Schweden schicken: Von dort bekomme ich für 2 Jahre Arbeit einen Pensionsanteil. Und ich muss bestätigen, dass Corona oder sonst was mich noch nicht dahingerafft hat. Sollte kein Problem sein, das Magistratische Bezirksamt stellt solche Lebensbescheinigungen aus. 

Magistratisches Bezirksamt 5.ter Bezirk
Bild aus meinbezirk.at von Michael Glanz

Es geht auch kompliziert

Der Vorgang scheint einfach zu sein: Eine Amtsperson prüft meinen Personalausweis oder Pass, stempelt mit heutigem Datum das vorgedruckte Formular, das ich per Brief erhalten habe und das wars. Denkt man. 

Am Eingang des Mag. Bezirksamtes sitzt eine Amtsperson, und schickt mich in den ersten Stock. Dort muss man klingeln, obwohl in Sichtweite eine Kollegin sitzt und Amtsperson 2 tritt auf in Zimmer 40. „Einen Ausweis“ herrscht man mich an. „Und nächstes Mal bitte einen Termin vereinbaren“ Einen Termin? Um einen Stempel auf ein Papier zu drücken? Man muss nicht bei Roland Berger arbeiten um zu wissen, dass alleine die Terminvereinbarung vermutlich ca 50 Euro kosten würde, mit allen Kosten eingerechnet. 

Fitness Parcour Bezirksamt

Die Amtsperson 2 verschwindet kommentarlos ins Hinterland. Taucht nach wenigen Minuten wieder auf mit dem Bescheid, dass 3 Euro 27 Cent einzuzahlen wären. In der Kasse im Erdgeschoß. Anschliessend hätte ich wieder im Zimmer 40 zu erscheinen. Dafür händigt sie mir ein eigenes Blatt aus , mit Kundendatenzahl, Geschäftszahl und natürlich der Bezeichnung Verwaltungsabgabe samt Betrag. 

Also eile ich durch mehrere Gänge Lift und – natürlich verirrt – aussen herum wieder zum Eingang. Die Kassa ist im Halbstock. 3 offenbar sehr gelangweilte Damen empfangen mich dort und ich stelle eine einfache Frage: „ Ist das echt euer Ernst? Das täglich dutzende Menschen treppab treppauf herumschurln um ein paar Euronen zu entrichten an der – und nur an der – dafür vorgesehenen Stelle?“ War es die Maske, oder mein oberösterreichischer Dialekt, ich bekomme auf alle Fälle keine Reaktionen. Auch mein zweiter Versuch „Das war eine Frage an Sie“ wird ned amoi ignoriert. 

Wir produzieren Papiermüll

3,27 Euro eingezahlt bringt mir ein weiteres Papier, auf dem bestätigt wird, dass der Einzahlungsvorgang erfolgreich abgeschlossen wurde. 

Hochwohlgeboren haben beliebt einzuzahlen!

Dieses Papier wiederum löst die Übergabe der gewünschten und mittlerweile gestempelten Bescheinigung aus. Heureka! 

Im Ernst: Gibt es niemandem im Hause dem das völlig vertrottelt vorkommt? Hat denn noch niemand die beispiellose Verschwendung hinterfragt , statt einem gezielten Stempeldruck mehrere Papiere zu produzieren für nix und wieder nix. Eine Zeile in eine Datenbank geschrieben am Eingang , Stempel drauf und meinetwegen per Karte 3,27 eingesammelt hätte es auch getan. Sogar wenn man NICHTS einhebt, ist das viel billiger, wenn man den eingesparten Aufwand bedenkt. 

As easy as possible – the Swedish way

Wie es anders geht kann man am weiteren Vorgang sehen. Auf der Bescheinigung steht eine URL (= Webadresse) , die geöffnet zeigt ein Feld für persönliche Nummer ( vergleichbar mit der SVA Nr.) und ein Feld zum Hochladen des Dokumentes (Scan oder Bild) und einen Knopf zum Hochladen . Thats it. Kein Namen , keine Fallnummer, nix sonst ist einzugeben. Und die Seite gibts auf Schwedisch und auf Englisch . …/lifecertificate  oder …/levnadsintyg. So macht man das in 2022 liebes Magistratische Bezirksamt. Übernehmen Sie. Stellungnahmen werden gerne hier angezeigt, für den Fall dass es welche gibt.