Dicke Lautsprecherkabel von Brandt
Eher dicke Lautsprecherkabel von Brandt Audio

HighEnd München war auch 2018 wieder ein tolles Erlebnis. 4 Hallen teilweise bis zu 3 Stockwerke prall voll mit feinstem Handwerk musikalischer Wiedergabekunst. Auffällig diesmal die durchgehen hohe Qualität, kaum Ausreißer oder Scharlatane. Aufällig leider auch das schon sehr antiquierte Festhalten daran den Klang aus der Plastikrille zu kratzen, Freunde wir haben 2018 und das Zeitalter mechanischer Quellen ist technisch längst überholt, AUCH klanglich, sonst würden State of the Art Hersteller wie Totem, Magico oder NAIM – um nur ein paar der renommiertesten zu nennen – nicht auf Digital und Streaming setzen. Der Titel meiner Nachschau bezieht sich übrigens auf zwei Schwerpunkte: Das Reinigen des Stromes für die Anlage und Netzkabel in allen Formen und Durchmessern waren einer der wenigen durchgehenden Trends. Audioquest auch dieses Jahr mit einer bühnenreifen Show erster Güte, die bewies wie man ohne mathematische Überforderung sauber und klar die technischen Zusammenhänge und Grundlagen näher bringen kann. So gut kann das nicht einmal Hans Beekhuyzen.

ELAC für alte Säcke? 

Musik nur vor 1980, oder so stellt man sich das vor…

Der zweite Teil des Titels ist ein Zitat, das mir bei ELAC an den Kopf geworfen wurde. Nachdem wir bereits stundenlang mit immer den gleichen Jazz Nummern berieselt wurden, und auch alle harmlosen Frauenstimmen bereits durchgehört haben, hatte ich mir die Frage erlaubt, ob in der Vorführung auch Musik aus dem derzeitigen Jahrhundert zu erwarten sei.

So schön nämlich die 40er, 50er und Sechziger auch gewesen sein mögen, die Musikwelt von heute kennt auch Drake, FKA Twigs, Ibeyi oder James Blake um ein paar soundtechnisch interessante zeitgenössische Künstler zu erwähnen. Und auf diese Frage wusste der Präsentator nur die Antwort: „Seien wir doch ehrlich, die Highend ist eine Veranstaltung für alte Säcke wie mich und die freuen sich über Duke Ellington usw. Und deshalb werde ich jetzt so weitermachen“. Wie man mit einer derartigen Mentalität neue Kundenschichten ansprechen will, bleibt ELACs Geheimnis. Alleine sind sie so gesehen aber leider nicht.

Der Chef persönlich

Umso wichtiger sind Größen wie Vince Bruzzese von TOTEM Audio, der als CEO persönlich nach wie vor die Bude rockt mit grandiosen Vorführungen, und das kann getrost wörtlich genommen werden, obwohl er diesmal mit 3 wirklich winzigen Lautsprechern zu Gange war. Eine Regalbox von Totem lässt auch viel größere Konkurrenten blass werden vor Neid, verzerrt auch bei Partylevel kein bisschen und ist in jeder Lautstärke ausgesprochen lustvoll zu hören. So macht HighEnd wirklich Spaß. Und ist erschwinglich.

Von Erschwinglich ist bei Magico natürlich eher nicht die Rede, besonders wenn’s um die M Serie geht. Aber auch hier lässt sich der Chef persönlich nicht nehmen in der Consumer Arena sein Flaggschiff vorzuführen. Atemberaubend wie immer, auch wenn der große Kick diesmal nicht so zu spüren war. Die A-Serie war leider nicht in Demo bei unseren Besuchen, aber ich hab keinen Zweifel an ihrer Qualität wenn man den Aufbau innen sieht.

Musik oder nicht – das ist die Frage

Audio Hungary – ein Höhepunkt 2018

Unsere größten Momente in Sachen Musik durften wir diesmal bei Audio Hungary und – wieder einmal – Joseph Audio erleben. Ersteres ist eine auch unter Qualitone firmierende Schmiede aus Ungarn, die in einem kleinen Demoraum in Halle 1 mit recht kleinen Lautsprechern unerwartet großartig zeigen konnte wie Musik in den Raum kommt. Da ist keine Rede mehr vom (Röhren-)Verstärker, von den Regalboxen oder irgendwelchen Kabeln, da regiert nur das große Orchester in grandioser räumlicher Darstellung, da spielt die Gitarre wie eine Gitarre im Zimmer, scheinbar keinerlei Zusammenhang mit den hölzernen Kästchen vor der Wand. Ähnlich, vielleicht noch eine Spur wundervoller auch bei Joseph Audio und Alluxity aus Dänemark. Der Frühlingsstimmen-Walzer schwebt in den Lüften, Jeff Joseph himself sitzt glücklich lächelnd an der Seite und hat allen Grund dazu, er zeigt nahezu 100% der Mitbewerber, wo der Gott des Lautsprecherbaues wohnt. Seit vielen Jahren, leider bei uns in Europa völlig unterrepräsentiert. Da können die Hörner, die Massenwoofer, die 5 Gehäuseteile-Boxen alle einpacken. Nicht-Musik mussten wir in der  zeitgleich stattfindenden HiFi DeLuxe Messe bei KII erleben. Die pure Gewalt vieler Lautsprecher, der massive Einsatz von DSP haben es wieder einmal bewiesen, dass kein Stäubchen Musik übrig bleibt, räumliche Dimension der Musikwiedergabe ein Fremdwort ist bei KII und der Fuß nicht einmal irgendeinen Grund findet zu wippen. Dabei waren alle anderen Präsentationen auf der HiFi DeLuxe ein wirkliches Freudenfeuer, kaum ein Raum ohne gute Atmosphäre musikalischer Wiedergabe, kein Wunder dass auch die Preisgestaltung nicht gerade zurückhaltend war.

Die Entdeckung schlechthin … 

Spirit Headphone System
Zwei Dynamische Systeme hintereinander montiert sorgen für die optimale Wiedergabe

…aber war ein italienischer Kopfhörer von absoluten State of the Art Gnaden. Bitte merkt euch SPIRIT aus Turin, wenn ihr am oberen Ende der Qualitätsskala von Kopfhörern am suchen seid. Vom HiFi Verkäufer zum Guru könnte man den Weg des Gründers beschreiben, das Ergebnis ist echt sensationell.

Spirit Kopfhörer in grau
State of the Art – Spirit Headphones from Italy

Transparenz mehr als man wünschen könnte, ein satter Tiefbass vom Feinsten, Stimme unverfälscht und menschlich, niemals dichtes Klanggewirr sondern luftige Aufbereitung was immer zu Ohren kommen soll. Mit unter 2000.- Euro liegt dieses Flagschiff übrigens etwa bei der Hälfte des Preises schlechterer Vergleichsmodelle die ebenfalls in München ihr Debüt feierten.


Schwebender Plattenteller von MAG-LEV

Magisches

Bardo Plattenspieler von Brinkmann
Bardo Plattenspieler von Brinkmann

Nicht vorenthalten möchte ich euch mehrere magische Momente der HighEnd 2018. Da wäre z.B. der MAG-Lev Plattenspieler, der magnetisch angehoben und offenbar von einem Linearmotor gedreht wird. Auch der schlichte BARDO von Brinkmann hat uns sehr gut gefallen, den Preis von 10 k wollen wir mal eher übersehen. Nicht zu übersehen waren zwei kleine Holzkistchen auf den Lautsprechern in der VandenHul Demonstration. Und da wirds wirklich magisch.

The Extender von VandenHul

Es ist kein Lautsprecher, sondern eine Beeinflussung der elektrischen Leitfähigkeit der Luft , oder sonstiger Wellenformen, es ist aber KEIN Supertweeter oder Zusatzlautsprecher. Bei jedem anderen Hersteller wäre ich jetzt schon weg gewesen, akute Eso-Indikation. Aber Alt Jouk Van den Hul kenne ich persönlich seit fast 40 Jahren und er weiß verdammt nochmal mehr über guten Sound als die meisten anderen.

The Extender von VandenHul Rückseite
The Extender von VandenHul

Die Probe ergibt auch eindeutig eine Korrelation mit ein- und ausgeschaltetem Holkisterl, Räumlichkeit besser, Klangbild milder, aber nicht verändert. Ich bin aber nicht bereit zu diskutieren drüber, wenn man es nicht gleichzeitig selber gehört hat, alles andere ist nicht fair.

TEIL 2 folgt