Der Umstieg von Analog zu Digital ist nicht einfach. Unter anderem weil es Digital gar nicht gibt im HiFi-Sinn. Hier der Versuch zu erklären warum es nicht einfach um 0 oder 1 geht. 

Wer erinnert sich nicht an die 80er , als Herbert von Karajan persönlich die Erlösung von allen Problemen im Bereich der Musikwiedergabe ankündigte. Die CD sollte uns alle Sorgen nehmen , perfekt wie die mathematische Unterscheidung von 0 und 1 wäre ab jetzt die Wiedergabe von der Silberscheibe, die statt Wellenlinien in Hartplastik aka Vinyl nur Pits gespeichert hat, und mit optischem Abtaster alles wieder in ebenso in perfekter Reihenfolge von Nullen und Einsen zum Abspielen bereit stellt . 

Es wurde nicht einfacher aber oft besser

Für die audiophile Gemeinde war die Tonqualität der CD noch immer sehr unterschiedlich, abhängig vom Player, von der Elektronik, die sowohl digital als auch analog vorhanden war, da die Signale ja in einem Digital Analogwandler (DAC) wieder in die analoge Welt zurück übersetzt wurde und weiter verstärkt, abgeschwächt oder was auch immer. 

Stream mich hoch, Scotty 

Das  Ende des Zeitalters der CD wurde durch Streaming aus „dem Internet“ eingeläutet. Wo auch immer man war, alle Musiktitel der Welt und am nächsten Tag ein paar Tausend mehr wurden uns zur Verfügung gestellt. Und je mehr wir uns damit beschäftigt haben, desto besser wurde auch die erzielbare Tonqualität. Allerdings war vieles mystisch bei der Jagd nach dem ultimativ sauberen, hochauflösenden „musikalischen“ Klang. Digital war anfangs oft zu scharf, zu hart, zu wenig räumlich . 

HiRes ist nicht immer die Lösung. 

Zu Anfang hatten wir ja gemeint die für die CD von Karajan geforderte Speichermöglichkeit von 1 Stunde pro Scheibe , und damit die Abtastrate von 44 Kilohertz bzw. 16 Bit Auflösung wäre verantwortlich für die Beschränkung der Qualität. Heute wissen wir, dass nicht nur 194 kHz mit 24 Bit gut klingen können, vorausgesetzt man kümmert sich um einiges. ZB die Stromversorgung. State of The Art Digital-Wandler hatten plötzlich 5 und mehr Stromversorgungen mit eigenen Trafos eingebaut (Computer Audio Design DAC) . Das dünne Blechgehäuse wich einem massiven aus Stahlplatten oder direkt aus dem Alublock gefräst (z.B. SMSL) Und vor allem die Kabeldiskussion, die man gerne für analog belassen hätte, geht munter weiter, jetzt in noch viel mehr Varianten. Welches USB Kabel klingt am Besten? Können Ethernet-Router oder Hubs klingen? Oder gar Ethernet Kabel? und warum verdammt ist das überhaupt möglich? 

Theorie und Praxis ist manchmal einfach zu trennen

Wer in deutschen Foren für HiFi blättert, wird noch immer mit der Behauptung beleidigt bei 0 und 1 gibts keinen Klangunterschied. Wie Grundfalsch das ist, möchte ich hier ein wenig beleuchten. Und klarstellen, wir reden über Streaming, ob aus dem Internet oder von einem NAS/Laufwerk , auf dem Soundfiles gespeichert sind, ist egal. Die Nullen und Einsen sind es auch , dazwischen liegt die Crux. 

Ein digitales Signal wird immer als Rechteck dargestellt, in Abfolge 0, also unten, dann schwupp ohne Verzögerung oben also 1. Theoretisch ja. In der Praxis würde ein perfekt steiler Wechsel von 0 nach 1 unendliche Bandbreite benötigen, die es aber nie gibt. Daher dauert der Wechsel von 0 nach 1 oder 1 nach 0 eine endliche Zeit. Das bedeutet die Spannung , die von 0 Volt nach 5 Volt zumeist wechselt ändert sich in Form einer Aufwärtsbewegung. Jetzt kommt aber in der Praxis noch Rauschen dazu, Vom Netzteil, aus der Luft durch Einstreuungen, von Radio-Wellen, Fernsehsendern, Wifi-Routern oder gar – apage satanas- vom Powerline Übertrager. Dass sogar ein renommierter Blog wie Alpha Audio dafür noch Werbung macht, bringt mich zur Weissglut und mein Patreon-Engagement dort zum Ende. 

Spannungen ändern sich endlich, nie zack zack, Umgeschaltet wird in Bereichen

Das Rauschtreppchen

Zurück zur Reise von 0 nach 1. Durch das Rauschen ist die Linie von 0 Volt zu 5 Volt aka 1 keine gerade Linie , sondern ein verzittertes Treppchen. In unserem Bild rot eingezeichnet ist die Umschaltschwelle, also jene Grenze an der aus der Null eine Eins wird. Abhängig vom Zittern des Rauschens kann das früher oder später sein, dadurch wird aber das Signal anders getaktet, dh der Rhythmus des Digitalsignals ändert sich. Der Rhythmus kann auch gestört werden, wenn der Takt ( auch clock genannt) beim Auslesen selber schwankt. Das nennt man dann Jitter, oder bezogen auf die zeitliche Abfolge des daraus resultierenden Analogsignals Phasenrauschen. Das heisst die Nulldurchgänge unseres schwingenden Signals sind manchmal zu früh oder auch zu spät. 

Oben beschriebene Probleme werden sie auf dem Küchenradio kaum aus der Ruhe bringen. Aber sehr wohl, wenn die räumliche Tiefe der Musik oder die Echtheit der Klangfarben die in Zusammenarbeit von Saiten UND Holzschwingungen entstehen, nicht so wohlig sind wie sie eigentlich sein sollten. Rauminformationen, also der Nachhall, der dem Direktschall der Instrumente nachfolgt ist ein sehr kleines Signal, viel kleiner als das Hauptsignal, daher spielt der Abstand des Rauschens eine große Rolle , ob der x-te Rückwurf im Matsch versinkt oder noch fein zeichnet. 

Time smearing erklärt von Audiogram II (link)

Auch das elektrische Signal auf einem Ethernetkabel läuft als magnetische und elektrische Welle von der Quelle zum Ziel, und diese Welle wird offenbar mehr als erwünscht gebrochen an der Oberfläche des „Drahtes“, auch wenn er aus Silber ist. Nordost poliert daher die Oberfläche noch einmal zusätzlich, bevor er in Teflon oder ähnlichem eingebettet wird. 

Magisches passiert wenns um Audiophile Höchstleistungen geht.  

Kürzlich war ich zu Besuch bei einem meiner ältesten (HiFi-)Freunde. Besitzer einer wunderbaren Anlage, Auralic Streamer speist Mytek Brooklyn DAC, der einem AYON Röhrenverstärker das Signal überlässt um es für eine WML Diva aufzubereiten. Klingt sehr sehr gut. Aber ich hab in meinem Rucksack den Mutec3+USB Reclocker, den wir natürlich ausprobieren zwischen Auralic und Mytek. Nach 10 Sekunden fragt mein Freund: Was kostet das Teil und wo krieg ich es bald her. ALLES hatte gewonnen. Mehr Räumli chkeit, schönere Klangfarben, bessere aber runde Auslösung. Ein Traum. Um das Ausprobieren einfach zu machen, haben wir uns das Netzkabel ausgeborgt, Ein Red Dawn von Nordost, also etwas von der feineren Sorte. Um mir meinen Relocker wieder zurück zu geben , spielt mein absolut vertrauenswürdiger Kumpan am nächsten Tag nochmal, diesmal aber mit einem „normalen, guten“ Netzkabel. Und etwa 1/3 des Genusses geht verloren. Immer noch besser als ohne Reclocker, aber eben nicht mehr der orgiastische Genuss des Vortages. Zurück gewechselt bringt eben diesen. Was mich ziemlich ratlos zurück lässt. Wie kann ein Netzkabel so viel bringen bei einem Digitalgerät. Soll ich jetzt wirklich 850.- Euronen investieren ? Das digitale Leben kann sehr hart sein. 

Mutec3+USB macht Feines noch besser