Auch ich verschliesse mich nicht dem Trend zum Room-Treatment, besonders wenn es so günstig ist wie in diesem Fall, aber lest selber.
Schön öfter hab ich ja geschrieben, dass Youtube eine richtige Akademie sein kann, wenn man die dauernden Werbeeinschaltungen verkraftet. Und so hab ich dort ein sehr gut gemachtes Video entdeckt, in dem ein junger Mann eine sehr ausführliche, genaue und gut gefilmte Herstellung eigener Akustik-Panele zeigt. Und schon hat mich der DIY (Do it Yourself) – Virus erwischt und ich hab mich auf den Weg zum Obi gemacht. Weil der noch bessere Hornbach einfach zu weit weg ist. Dort habe ich Holzleisten, eine 3 mm dünne Sperholzplatte und ein paar Schrauben besorgt.
2 Shops für alles
Der nächste Weg führte mich ins Stoffgeschäft Komolka. Dort gibt es nämlich Volumenvlies, mit dem ich schon bei der Herstellung der TV-Abdeckung gute Erfahrung gemacht habe. Und natürlich gibt es dort auch die Stoffe zur Abdeckung. Aber alles der Reihe nach.
Die Frontwand hinter meiner HiFi- und AV-Anlage ist rechts mit dem CD Regal gefüllt und links glatt (Verputz). Ein CD Regal mag zwar optisch zerstreuend wirken, , akustisch ist es aber eine spiegelglatte Fläche, und daher stark reflektierend. Das gleiche gilt für die Mauer, auch die ist höchstens im allerhöchsten Frequenzbereich zerstreuend, aber nicht im für Ortung und Trennung wichtigen zwischen sagen wir mal 800 Hz und 5 kHz. Daher wollte ich dort statt der Reflexionsfläche eine Schallschluckende Wandbespannung haben. 120 cm hoch und 60 cm breit ist gerade praktisch wegen der fertig zu kaufenden Leisten und Platten, aber auch nicht zu groß, dass die Panele einen optisch erschlagen. Mit ca 10 cm Tiefe erreicht man die optimale Wirksamkeit für Schallauftritt bei ca 900 Hz , In der Länge stoppt der „Kasten“ am besten Wellen mit 70 Hz und in der Breite werden die Tiefen bei 140 Hz am besten gefangen.
Das kleine Einmaleins der Akustik
Wie ich das weiss? Nun die Ausbreitung des Schalles geschieht mit 330 m / Sekunde. Eine Sinuswelle (aus der alle Klänge zusammengesetzt werden können) hat ihren größten Schalldruck bei einem Viertel einer Schwingung. Nehmen wir die Tiefe mit 10 cm , dann wäre da der Schwingungsbauch als optimale Dämpfungssituation am besten plaziert. Die ganze Wellenlänge ist vier mal so groß, also 40 cm , und das wiederum ist 825 mal in einer Sekunde enthalten, wenn man 330 m als „Länge der Sekunde“ nimmt. 10 cm ist also sehr wirksam bei 825 Hz, aber auch knapp darüber und darunter „wirkt“ es gut. Natürlich auch beim 3 fachen, fünffachen und so weiter, überall dort ist ein Maximum des Schalldruckes , der mit 330 m pro Sekunden durch die Luft bewegt wird. Ist alles nicht ganz korrekt „in physical terms“, kann man sich so aber am leichtesten merken.
Dünn und Bass gehört nicht zusammen
Deswegen muss ich immer Lachen, wenn die Leute eine Tischdecke auflegen und sich weniger Bass erwarten. Bei 100 Hz ist die Wellenlänge 3,3 Meter, der Bauch also bei 85 cm. So dick muss eine Bassfalle für 100 Hz wirken, bei 50 Hz sind es schon 1,7m die das Vlies dick sein müsste um alles zu schlucken.
In obigem Video seht ihr, dass der Bau der Panele recht einfach ist. Aus Holzleisten mit 180 cm Länge und 27 x 44 mm Dicke wird ein Rahmen gebastelt. Auf den werden 10 cm breite Plattenstreifen genagelt oder getackert. Fertig ist das Bettchen, damit nichts durchfällt kommt Gartenvlies drunter , auf das wiederum das Volumenvlies gelegt wird. Meines war 2 cm dick, wurde dreimal zusammengefaltet und länger und breiter zugeschnitten als nötig, damit es sich etwas aufpolstert noch . Die Materialsuche nach Baumwollplatten war nicht erfolgreich bei mir , Glaswolle oder Steinwolle wollte ich aus gesundheitlichen Gründen nicht nehmen, Hab ich früher auf Baustellen genug verarbeitet und juckend kennen gelernt.
An beiden Längsleisten wird noch ein Ring eingeschraubt zum Aufhängen und fertig ist die Laube. Ob man den Stoff klebt, tackert, oder annagelt, bleibt jedem überlassen, Tacker geht gut, sollte aber elektrisch sein, der billige manuelle kann mühsam werden.
Dunkel, hell, alles ist möglich
Michael Wynne hat Recht im Video, dass dunkle Stoffe weniger Falten herzeigen, mir wäre das aber zu wuchtig in meinem Wohnzimmer, daher hab ich Jute genommen. Derr Stoff MUSS gut luftdurchlässig sein. Am besten drauf blasen, wenn der Lufthauch nicht vershwindet sondern zurück ins Gesicht bläst , ist der Stoff nicht geeignet, der Schall soll ja verschwinden .
Ich hab zuerst eines gemacht und dann mit den Erfahrungen des ersten das zweite schon etwas schneller und besser. Ganz einfach ist es den Stoff nach ein paar Monaten oder Jahren auszutauschen, falls das naturweiss fad wird. ALLES ist möglich, auch der röhrende Hirsch oder Victor Vasarely, Hauptsache durchlässig.
Die Masterfrage : Was bringt’s beim Klang. Bessere Ortung, präzisere Positionierung von Stimmen und Instrumenten, mehr Tiefe und vielleicht sogar Breite der „Soundstage“. Kommt alles auf die Umgebung an, den Abstand der Lautsprecher zur Wand und der Sitzposition zu den Lautsprechern und Wand. Auf alle Fälle Verbesserung, klar hörbar. Eine Wolldecke kann zum Simulieren dienen vor dem Bau, dann kann man sich schon drauf freuen während des Basteltages. 2 Stück in einem halben Tag geht sich aus, vorausgesetzt man hat Werkzeug genug im Haus.
Kostenpunkt war bei mir ca 50 – 60 € pro Panel, das Vlies und der Stoff sind die Hauptkostenträger. Mit guten Beziehungen zum Polier der benachbarten Großbaustelle geht das sogar noch günstiger.
Ans Werk Freunde, es lohnt allemal.