Yours truly ist ja ein großer Fan von Händler-Messen, seit Jahrzehnten kann man sagen. Daher habe ich mich sehr gefreut als Robert Rothleitner mich persönlich eingeladen hat zu der Freitag/Samstag stattfindenden Hausmesse unter dem Titel Slow Sound- Sinnliche Erlebnisse. 

Meine Freude war umso größer als mir ein riesiges Paket völlig unbekannter Marken angekündigt wurde. Vielleicht sagt euch PinkFaun etwas, möglicherweise seid ihr auch schon mit ExtremeAudio auf Du und habt einen Flow von Allegro im Haus als Endstufe. Ich gestehe, nicht nur diese Drei, auch Riveralabs, Canever und Audys war mir bisher verborgen geblieben. Also nix wie hin. 

Umbau zum zweiten – Akustisch perfekt

Robert Rothleitner hat seinen erst unlängst bezogenen Laden in der Äusseren Mariahilferstraße im 15. Bezirk noch einmal überarbeitet und 4 unabhängige Hörraume geschaffen, deren Ausmaße vermutlich viel näher an den Wohnzimmern der Kunden liegen, als die Reitschulen anderer Mitbewerber. Und es geht ja beim Händler darum einen ersten Eindruck zu bekommen, wie es zuhause klingen könnte. 

Sehr auffallend ist die üppige Ausstattung der Räume mit Akustik-Panelen, die nicht nur einen derzeitigen Trand sehr gut widerspiegelt. Besonders kleine Räume müssen oft „behandelt“ werden, um neutral und unverfärbte Grundlage für musikalisches Geschehen im Raum zu bieten. Wenn ein Raum dann noch gleich brait wie lang und auch noch hoch ist, also würfelförmige Grundlagen schafft, muss schon ein Großmeister ausrücken um das noch hinzukriegen. Womit wir schon beim ersten Höhepunkt der Messe wären – Audys aus Italien. 

Die Wände als Instrumente

Bis zum letzten Winkel getunt

Igor Fiorini heißt der Tausendsassa aus Rom, der die Wände des Raumes mit Resonatoren bestückt, welche den durch stehende Wellen ausftretende Schallüberhöhungen sozusagen „wegresonieren“, also ihre überflüssigen Schallwellen in Wärme umwandelt physikalisch gesehen. Ecken, Kanten und mehr sind solche Orte, die mit mehr oder weniger breitbandigen Schallschluckern und Schallzerstreuern gefüllt werden. Ein wahrliches Vergnügen das Ergebnis des Raumes zu hören. Dass Igor ein Komponist, Tonmeister und Panel-Tischler in einer Person ist, macht den Erfolg erst möglich. Großartig. 

Womit wir allerdings zu den Problemstellungen des ersten Tages zumindest kommen. Es ist eine löbliche Idee dutzende HighEnd Produkte gleichzeitig vorstellen zu wollen. Es ist aber nicht wirklich eine gute Idee, die Komponenten beliebig zu mischen und so die Vertreter von State of The Art Einzelkomponenten damit zu konfrontieren, den Rest der Anlage überhaupt nicht zu kennen. Und oft auch nicht länger kennen zu wollen, weil – im Fall von Slow Sound – z.B. die Lautsprecher die offensichtliche Schwachstelle waren. Insofern musste man schon gut hören können, um die Spreu vom reichlich vorhandenen Weizen zu trennen.

„Come out we know you are in“ – Award

Für Yello ja, Klavier eher nicht so

Nachdem ich mir zwei sehr komplexe Stücke gewünscht habe ( Eh Hee 2.0 von Antonio Sanchez’ Album Shift und Ray Charles’ Soul Brother mit Milt Jackson) war ich etwas verwirrt. Außergewöhnliche Transparenz , beeindruckende Tiefen und hochauflösende Hochtonbereiche, aber undurchsichtiges Mittengebräu war nicht wirklich HighEnd und auch nicht wirklich sinnlich. Der Versuch mit „I loves you Porgy“ von Keith Jarrett Klarheit zu schaffen, scheiterte noch kläglicher. Der Pinke Faun Streamer, von seinem Meister Jord Groen persönlich vorgeführt war sicher nicht schuld. Sein völlig „undigitales“ Klangbild wäre vorbildlich gewesen. Auch die Verstärker von Canever schienen ihre Sache nicht nur gut sondern sehr gut zu machen. Die Ichos Vienna One zeigte sich zwar recht vordergründig mir riesigem Mittentöner, schien sich aber nicht wirklich wohl zu fühlen, oder zu wenig Zeit zum Anpassen bekommen zu haben . Für Yello Fans sicher ein Gewinn, auch ZZ Top kommt sicher gut durch. Aber in dieser Preisregion erwarten wir mehr.

Ungarisch mit Handbremse

Auch der kleine Raum dahinter – in dem  ungarische Verstärker von FlowbyAllegro mit elegant mächtigem Sound am Werk waren, die Signale vom Lampizador DAC zu verstärken – litten unter suboptimaler  Abstrahlung der Lautsprecher. Die hohe Klasse der Komponenten davor konnte also nur erahnt werden, genauer hören möchte ich allerdings eine jede von Ihnen in einer adäquaten Kette. 

Tubes at its best – um 100 000

Röhren bis zum Abwinken, aber resonierende Boxen
Ein Lautsprecher ist kein Resonanzkörper

Der erste Raum gleich neben dem Eingang war das Mekka der Röhrenliebhaber. Vexo aus Italien lies zwei Monoendstufen und einen  Superpreamp erschallen, das es grad so seine Bewandtnis hatte. Aber die zweimal 40 k Euro und einmal 14 k konnten nur teilweise überzeugen, da auch hier ein Lautsprecher den Genuss zunichte machte. Extreme Audio versucht uns mit seinem Violinschlüssel an der Oberseite der Orchestra Boxen musikalisch zu  umgarnen. Wer also ein Chello oder eine Violine vor sich sieht sollte angeregt werden. Nur ist es seit dem berüchtigten Herrn Deutsch en ganz großer Irrtum, dass an Lautsprechern irgendetwas schwingen soll ausser den Membranen. Top Performer wie Magico oder Wilson gewöhnen ihren Superlautsprechern auch die kleinsten Resonanzen bis auf Molekülebene ab, da schwingen den Schallwandlern vorbehalten sein muss. Wo Gehäuse schwingen, verwäscht der Klang. Schlimmer sind nur die Bronzeglocken im Zimmer. 

Bitte um Vergebung wenn ich etwas harsch klinge, aber wir sprechen hier von Anlagen, für deren Gesamtpreis ich einen schönen BMW eintauschen muss, da kann man schon etwas mehr verlangen an Gesamtqualität. Wenn ich 100 000 Euro in den Verstärker investiere und nochmal 20 bis 40000 in den Streamer, will ich Lars Erstrands Vibraphon jubilieren hören, wissen wo Kari Bremnes genau steht im Zimmer und bei Gidon Kremers Violine das Holz UND die Saiten vernehmen im Zusammenspiel. Und ich rede nicht von perekt, da natürlich ein Lautsprecher wie die Orchestra in einem so kleinen Raum wie Raum 1 ohnehin nicht ganz richtig zur Entfaltung komm en könnte, wenn sie es könnte. 

Come again – es zahlt sich aus

Aber der Besuch einer Händlermesse ist ja vorwiegend ein Teaser um sich einen Gusto zu holen. Das hat sich auch mein MQA-Admin-Kollege Ferenc Koscsó vom My Reel Club aus Budapest gedacht, der die Gelegenheit nutzte um über seine überragenden Aufnahmen in 100 % Analog auf Tape, 5.1 als CD oder File und DSD Files  zu plaudern mit den Anwesenden Herstellern und natürlich Kunden. Mehr dazu auf My Reel Club. 

Am Samstag waren übrigens alle Anlagen deutlich besser in Form, Nachtarbeit bzw. Erfahrungen des ersten Tages taten allen Wiedergaben gut. So wie zu Hause auch, der Weg ist das Ziel. 

Leider ist öfters bei Entwicklerzentrierten Firmen die Website nicht wirklich gut erreichbar, ich entschuldige mich im Namen der Betroffenen, wenn die Links nicht immer funktionieren. Auch hab ich sicher noch vieles vergessen, das in den beidem Tagen vorgestellt wurde, am Besten ist es sich selber noch einmal zu Audio Perfect zu begeben und nachzuhören soweit möglich, was derzeit Sache ist in Sachen Plattenspieler, Streamer, DAC oder Verstärker. Auch wenn man die Marken noch nicht kennt, zu entdecken gibt es viel Gutes. 

PS Kabelprobleme – erst Samstag beseitigt

Wie ich inzwischen erfahren habe, gab es im Raum mit der roten  N°Four  am Freitag Probleme mit einem defekten Kabel, das Samstag beseitigt wurde. Auch wurde das Lokal wirklich erst Freitag mittag fertig nach dem Umbau. Wie bereits gesagt, sollte jeder daher noch einmal selbst überprüfen in wie weit die Lautsprecher nach Optimierung besser sind als meine Beurteilung vom Freitag. Ich muss aber den Text trotzdem so belassen, da ich sonst meine Leser anlügen würde über erste Eindrücke. Ehrliche Berichte waren schon in der VOX meine unabdingbare Grundhaltung. Kommentare – auch gegenteiliger Meinung – sind aber ausdrücklich erwünscht hier.