Innenleben des Gustard x26Pro mit 2 Trafos
Innenleben des X26 Pro © Gustard

Vermutlich kennt jeder von euch Audiophilen Freunden das Gefühl, wenn das Ende einer HiFi-Komponente in der eigenen Anlage naht. Nach weniger als einem Jahr war es für meinen NAD C658 soweit, im wesentlichen aus 3 Gründen. Zum ersten wurde ich das Gefühl nicht los, dass in Sachen DAC „noch mehr geht“. Zum zweiten, war ich echt verärgert über die Ignoranz des internationalen Supports von Bluesound und auch NAD. So hervorragend der lokale Support von Smart Audio auch ist, die Herrschaften an der Support-Hotline ignorieren sogar dringende Bitten schwere Software-Mängel zu beseitigen. Viele User hatten mehrmals beklagt , die beim C658 im Unterschied zum Node2i fehlende maximale Lautstärkeeinstellung nicht begrenzen zu können . Ausser schwachen Ausreden a la „Wir sagen es unseren Technikern weiter“ wurde NICHTS getan. Dazu kam noch dass Bluesound die Konvention des natürlichen Scrollens am MAC OSX nie zur Kenntnis genommen hat; und daher dreht man beim BluOs Controller am Mac mit der Maus voll auf statt voll ab. Porco Dio, wie die Italiener so passend sagen.

Der dritte Grund mag überraschen. Ich wollte – als stolzer Besitzer eines Scheu-Laufwerkes – einmal wirklich analog hören. Geht aber bei fast allen neuen Integrierten Verstärkern oder Vorverstärkern nicht mehr. Dort wurde alles digital unter einen Hut gebracht, und jedes Analog Signal wird sofort nach der Cinch-Buchse auch für den Plattenspieler-Eingang ins Digitale übersetzt.

Der DAC, das digitale HERZ jeder Anlage.

Schaut nur harmlos aus – klingt aber phantastisch

Daher reifte der Entschluss bei mir von voll integriert wieder auf Einzelkomponenten umzusteigen. Und da ich großer Fan von MQA Wiedergabe bin, seit ich mich intensiv damit beschäftigt habe, war die Suche nach dem endgültigen MQA DAC angesagt. Leider fehlt mit das nötige Bankkonto für einen großen Brinkmann, CAD oder gar WADAX Digital Analog Converter. Aber ein Name schien in letzter Zeit öfters in „für gewöhnlich gut informierten Kreisen“ auf: GUSTARD.

Gustard ist eine kleine chinesische Firma aus Shenzen, der der Ruf vorauseilt nicht nur technisch perfekte Geräte sondern auch klanglich musikalische solche zu erzeugen. Kompromisslos zumeist. Besonders wenn es um das Spitzenmodell geht. Und für Chi-Fi Verhältnisse relativ hochpreisig, gemessen an europäischen und amerikanischen HighEnd Standards aber noch immer ein Schnäppchen. Also habe ich mir einen Gustard X26 Pro gegönnt um weniger als 1500.- Euro inkl DHL Express Fracht und Zoll + MWSt .

Massiv, blitzschnell und völlig transparent

Obwohl der DAC nur 33 cm breit ist, anstatt der früher üblichen 47 cm – also zur Kallax-Fi zählt, die John Darko definiert hat wenn Geräte in das Kallax Regal von IKEA passen – wiegt das gute Stück stolze 7 Kilogramm !! Massive 4 mm dicke Metall-Platten schaffen ein vibrationsarmes Gehäuse. Darin sind zuerst einmal zwei dicke Trafos , einer für den Analogteil und einer für die digitale Welt. Netzversorgung findet also völlig getrennt statt, daher an der Rückseite auch ZWEI Wahlschalter für 110 oder 230 Volt Netzspannung.

Da schlägt das Herz des Meßtechnikers höher © Gustard

Das blitzschnell bezieht sich auf die obere Grenzfrequenz der beiden ESS 9038Pro Wandler, die mit 756 kHz an der derzeitig technischen Schallmauer kratzen. DSD daher natürlich auch bis Variante 512. Wo es solche Files gibt , weiss kein Mensch,. aber es fühlt sich gut an sie im Fall des Falles abspielen zu können. Völlig transparent bezieht sich auf den Signal-Rauschabstand, also den Unterschied zwischen maximalem Signal und Grundrauschen. 130 dB ist ein kaum zu übertreffender Wert, stellen sie sich vor die 1812 Kanonen in 50 cm Abstand und am anderen Ende eine Fliege die sich am Kopf kratzt. Schwärzer als schwarz als Hintergrund des Klanges, in visueller Analogie.

Anschlüsse mit Besonderheiten

Wie zu erwarten bietet der X26Pro eine USB Anschluss, einen AES Anschluss – ist ja ein Profi Gerät – , optischen und Koaxialen digital-Eingang und symetrischen Ausgang über XLR bzw. Cinch für die Standard-Ausgänge. Was aussieht wie ein HDMI-Anschluss ist nicht für TV gedacht, sondern für IIS, die technisch fortgeschrittenste Verbindung sozusagen von CHIP zu CHIP. Da kommt einmal ein Streamer dran später. MQA wird leider nur am USB unterstützt , optisch und Koax bieten 192 kHz Grenze und 24 Bit Auflösung, USB und IIS dafür volle 32 Bit. Der XLR Anschluss lässt sich übrigens für europäische UND amerikanische Belegung umschalten per Fernbedienung. Diese ist auch nicht all zu groß, liegt aber gut in der Hand und bietet Zugang zum Menü am Frontdisplay. Für absolute Freaks gibts noch einen Anschluss der externen Clock, und damit weitere Genauigkeit in Zukunft. Ja und nicht zu vergessen : Bluetooth 5.0 gibts auch mit LDAC, APTX LL und was sonst noch an modernsten Protokollen gefragt ist.

Alles bereit zur Verbindung © Gustard

Der Klang der Selbstverständlichkeit

Das Wort Selbstverständlich ist mir wirklich als erstes eingefallen, als ich nach einer Beschreibung gesucht habe, für das was mir nach kurzer Anwärmzeit geboten wurde . Betrieben habe ich den DAC, der Lautstärkeregelung ermöglicht direkt am Eingang meiner Nelson PASS Aleph 0s Class A Endstufe. Purer gehts nicht.

Selbstverständlich also, eine Reinheit und Schönheit der Aufnahmen die beruhigt, gleichzeitig aber ein Punch, der in die Magengrube fährt, wenn nötig. Marcus Miller, Stanley Clarke und Victor Wooten slappen „Lopsy Lu“ an den elektrischen Bässen, dass es seine Bewandtnis hat, die Klangfarben der 3 verschiedenen Bassgitarren erstrahlen in Saft und Kraft. Der am Cinch-Anschluss angehängte Subwoofer jubelt und grundelt. Jederzeit kann man den Mitwirkenden einzeln zuhören ohne Probleme, nichts wird vermanscht. Pat Metheney holt aus seiner 42 saitigen Gitarre einen Kosmos von Klangfarben, die besonders im Ausschwingen der Saiten einfach berückend zu nennen ist. „Vanishing Act“ von Lou Reed kommt aus dem absoluten Nichts. Meilenweit nachzuhören, seine Stimme trocken wie ein Weissburgunder. Dominique Fils Aimee kommt aus dem Nichts , „Feels good“ und offenbart jede Nuance ihrer interessanten Stimme. Die vervielfältigten Voice-Spuren sind klar differenzierbar. Und dann „die Messe“ , Misa Criolla mit dem Chor von Laredo. Die dunkle große Surdo-Trommel mahnt zur Andacht, ein offenee Klangraum einer Kirche präsentiert den im Hintergrund postierten Chor. Unddann , etwa in der Mitte Jose Carreras , bringt nicht nur die brennenden Kerzen zum Schmelzen.

Indian Red, eine der gemeinsten Aufnahmen von U2-Produzent Daniel Lanois. Ein kleiner aber dicker Moog wabert vor sich hin in den unteren Mitten. Eine extrem synkopierte Snare latscht giftig dahin, eine zweite antwortet von der anderen Seite. Aber Daniels Stimme ist warm und wohlig, wenn sie den Indianer Song anstimmt. Sehr dichte Atmosphäre von nur 3 oder 4 Bandmitgliedern. Das lassen wir mit großem Orchester und Kanonendonner ausklingen. Weiträumig mit Wumms. Alles zu hören auf der Tidal playliste die links unten weitergeschaltet wird. So gut wie ich hören das aber nicht viele.

Stimmig und klangfarbenstark

Ich könnte jetzt noch stundenlang erzählen von Karajan bis Charlie XCX, von Monteverdi bis Anna Anderluhs Autoharp. Am besten ihr kommt bei Gelegenheit einmal vorbei, und überzeugt euch selber. Demnächst noch Überraschung Nr. 2 im Haus Hfvienna.

https://tidal.com/browse/playlist/115c3cca-8c68-430f-ba11-3d7015c54f49