Normalerweise würde ich ja die Meinung vertreten der Lautsprecherbau ist Sache von großem technischen Aufwand, Industrieller Fertigung, und jahrelanger Erfahrung. Nur letzteres stimmt wirklich für das kleine Wunder, das ich heute beschreiben möchte. Quasi die Ausnahme, welche die Regel bestätigt.
Am Anfang war das Staunen
Kennen gelernt habe ich Dariusz Sochacki bereits vor vielen Jahren anlässlich des Geburtstagsfestes von Shortone. Der junge und durchaus selbstbewußte Pole hatte mit einigen Bemerkungen auf sich aufmerksam gemacht, die man fälschlicherweise in den Bereich des Aufschneidens einordnen könnte. Einer Einladung seine ersten selbstgebauten Lautsprecher zu hören sind wir daher mit großer Skepsis gefolgt. Umso mehr waren wir „geplättet“ von dem, was uns damals erwartete in einer kleinen Wohnung im 16. Bezirk. Zuerst ein akustisch fast perfekter Raum, sorgfältig getuned mit Akustikelementen, freundlich neutral und trotzdem nicht leblos. Die beiden Zweiweglautsprecher wirkten als hätte ein Tischler seine Meisterarbeit in einer Lautsprecherbox verwirklicht, trotz geringen Abmessungen etwa 80 (!) kg Gewicht durch geschickte Kombination von verleimten Hartholzplatten mit Bleifüllung und ebenso gefülltem Metallständer. Frequenzbereich von sagenhaft unten bis Fledermaushöhen, Durchhörbarkeit eher in Kilometern als Metern gemessen, staubtrocken wenn nöti, opulent wenn vom Tonmaterial beliefert. Seither nehme ich jede Einladung von Dariusz gerne asap an.
Magische Begegnung der dritten Art
Vor einer Woche war es wieder mal soweit; Dariusz, mittlerweile Inhaber von DIRECTAUDIO, ruft zur akustischen Verkostung seiner neuesten Streiches – „Magic Voice“. Zweiweglautsprecher mit Supertweeter, lautet die von Meister Sochacki angegebene technische Beschreibung. Dahinter steckt eine grandiose Kombination von Simplizität und genialem Einsatz neuester Wandler. Sieht viel harmloser aus , als sie klingt. Dahinter übrigens blinzelt das Meisterstück hervor.
Beginnen wir in der Mitte: Ein SEAS Tiefmitteltöner übernimmt den Frequenzbereich von ganz unten – hier abgestimmt auf etwa 40 Hz – bis über 2000 Hz ! Ohne Bedämpfung durch eine Frequenzweiche. Jedoch fein getuned in einem Gehäuse mit nur knapp 40 Litern Volumen. Darüber übernimmt ebenfalls ein dynamischer Wandler mit Papiermembran den Bereich bis ca 16 000 Hz, von wo der Super Tweeter für den Glanz sorgt, den Papiermembranen auf Grund ihrer Trägheit nicht schaffen.
Minimalistic Pur – Frequenzweiche aus 4 Komponenten.
Zwei Kondensatoren, zwei Widerstände, mehr ist nicht drinnen in der Frequenzweiche von Magic Voice, aber alle 4 Teile sind State of the Art Komponenten aus Deutschland (Mundorff) und Dänemark (Jantzen), handgewutzelt sozusagen.
Die Feinheiten Sochacki’scher Fertigung sieht man beispielsweise auch am Super-Tweeter, der eine zweilagige Filzummantelung der vorderen Öffnung bekommen hat, um Reflexionen im Keim zu ersticken. Anschlusskabel siehe Bild unten.
Der variable Port für den Bass sorgt für beste Bedämpfung des Woofers, er „sieht“ praktisch eine geschlossene Box , während für tiefe Frequenzen ein gesteuerter Luftaustausch erlaubt, den Tieftonbereich geeignet abzustimmen.
Magie in Reinkultur
All die technischen Details treten aber zurück wenn man den Klang erleben darf: Offenheit, Natürlichkeit, gepaart mit saftig plastischer Wiedergabe. Klangfarbentreue sogar im Tiefenbereich. Das gesamte Schlagzeug von Peter Gabriel leuchtet in allen Klangfarben, egal wie sehr er grade drauf drischt. Räumliche Abbildung könnte kaum schöner sein, die ganze Kunst von Morten Lindberg bei seinen herrlichen 2L Aufnahmen wird spür- und hörbar. Hide and Seek von Imogen Heap offenbart jeden elektronischen Layer ihrer Octivider und Multiverzerrer in geordneter Übersichtlichkeit, meine neue Lieblingsnummer „2099“ vom Charli XCX Album „Charli“ spritzt aus den Boxen wie flüssiges Metall, gnadenlos ohne Verzögerung. Die Phasenreinheit der „Magic Voice“ dürfte phänomenal sein.
Daher klimpert auch Oscar Petersson im besten Sinn des Wortes fröhlich vor sich hin, spielt Keith Jarrett sein Köln Konzert als wäre er gar nicht grantig gewesen vorher . Man wird süchtig danach noch eine und noch eine Nummer auszuprobieren, und wird jedesmal überrascht wie makellos der Klang wiedergegeben wird. Wenn ich jetzt noch verrate, dass dieses „Handwerk“ um unter 5000.- Euro/Paar zu kaufen ist bei DIRECTAUDIO, werden viele meiner Leser noch nervöser werden. Noch dazu wo Farbe und Holz ziemlich frei wählbar sind.
Wie man in den Wald hineinruft …
Noch ein Wort zur Klarheit: Dariusz Sochacki ( dessen Namen man Dariusch Sochatzki ausspricht) spielt mit PS Audio DAC , Vinzent Class-A Mono Endstufe und selbstgewickelten Kabeln, also das große Besteck in Sachen Klangqualität. Ich schätze die „Magic Voice“ zwar als genügsam und verzeihend ein, trotzdem sollte die Anlage schon gutes Futter aufbereiten, bevor es zum Lautsprecher kommt.
Zum Abschluss noch die beste Nachricht. Jeder kann unter Tel. +43 699 1190 2308 mit Dariusz einen Hörtermin vereinbaren. Adresse ist 1160 Wien, Brunnengasse 10 Tür 15 gleich hinter der Lugner City. Könnte aber sein, dass man danach zu Hause nicht mehr so richtig froh wird mit dem gebotenen. Macht mich nicht für eure Sucht verantwortlich 😉
www.directaudio.eu
*Die Bilder sind während der Hörsession in leicht abgedunkeltem Raum entstanden, bitte um Nachsicht an alle Fotofreunde.
…ein Hochgenuss:
sich live im Konzert zu sehen, zu hören und zu fühlen – und es doch zu Hause zu erleben, man
glaubt es kaum, aber das geht wirklich! Das ist meine Resümee aus dieser Begegnung mit Dariusz:
Seine Musikalität, sein exzellentes Ohr, seine Leidenschaft für die Sache und seine brillante technische Umsetzung machen für mich bisher nicht Erfahrenes und Geglaubtes erlebbar!
Mein weiteres Erstaunen: dass ich bei dieser Vorführung über dieses System einen MQA Einsatz noch
nie so überwältigend, klangrein, natürlich, stimmig und damit letztlich in all seinen Vorteilen selbsterklärend und nachvollziehbar erlebt habe, wie an diesem Nachmittag.
Wenn also ein System offensichtlich in allen Details richtig ‚eingeklinkt ‚ist, dann ist ganz, ganz, ganz
Erstaunliches möglich! Besser gesagt – selbstverständlich! Wow!
Reinhard, danke fürs Mitnehmen zu diesem Erlebnis! Peter
Immer gerne , geteilte Freud ist doppelt !