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Die wundersamen Klangbilder 2015

Vorbei ist das spezielle Wochenende des Entzückens und auch einiger weniger Enttäuschungen 2015 für HighEnd-Verliebte. Klangbilder 2015 sind Geschichte und daher ist Zeit für eine kritische Nachlese. Natürlich völlig ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ja nicht einmal Richtigkeit für alle wird garantiert, es ist ein ganz persönlicher wenn auch – mit Verlaub – fachlich durchaus kompetenter Rückblick.

Generell machten die diesjährigen Klangbilder einen guten, geschäftigen, wohl sortierten Eindruck. Auch wenn diverse Repräsentanten Österreichs Hifi-Szene fehlten, zumeist aus vorgeschobenen Termingründen oder wegen Platzproblemen, die mit aneinander geriebenen Daumen und Zeigefinger veranschaulicht wurden.

Hotel Impertinental

Das Hotel Arcotel selber hinterlässt auch diesmal einen sehr gemischten Eindruck. Schöne Räumlichkeiten und äusserst zuvorkommendes Bedienungspersonal auf der einen Seite, obszöne Preise auf der anderen . Drei kleine Bier um fast 12 € , ebenso der Verlängerte um 3,80.- oder ein Kornspitz mit Liptauer um 6,80.- ist auch bei Nachsicht eine Frechheit, an das Sacher kommt man nämlich nicht ganz heran mit dem Ambiente und Service.

Kleine Speaker ganz groß

Aber lasst uns von den angenehmen Dingen sprechen . ZB dem Großmeister der kleinen Lautsprecher Robert Czesany , der uns diesmal mit Bambus-Lautsprechern Model 201 aus dem Hause Do Acoustics überraschte, ein geradezu winziges Pärchen Zweiwegboxen mit fulminantem Sound in allen Musikgattungen. Wobei man hier aufpassen muss auf die mögliche Irrmeinung kleiner Lautsprecher wäre auch perfekt mit kleinem Verstärker zu betreiben . Der fulminante Eindruck des ersten Tages beim HiFi-Team war am zweiten Tag nämlich nur mehr ziemlich gut , da gerade ein wesentlich kleinerer Röhrenamp am Werk war. Zurück zur großen Ayon-Röhre und erneut weht der Sturm der Begeisterung. HiFi-Team also nach wie vor eine der ersten Adressen österreichischer High-End Kultur. Wenn wir schon im Süden verweilen , ist der nächste Schritt nach Klagenfurt nicht weit. Auch Klaus Leesemann braucht nicht viele Kubikmeter um großartigen Sound zu erzeugen. Was aus den Bohne Dipol Lautsprechern geboten wird lässt mir noch im Nachhinein wohligen Schauer durch das Rückenmark rieseln. Nicht ganz unschuldig dabei auch erstklassige Elektronik von Lyngdorf, Audreal und Cocktail Audio. Ob Trinnov Raumkorrektur hier immer nur positiv eingewirkt hat, bin ich mir nicht ganz sicher , Leser dieses Blogs kennen meine Reserviertheit gegenüber zuviel des Guten in dieser Hinsicht . Auch bei Leesemann war zB der Vollbereichselektrostat von Silberstatic plötzlich ein Bassmonster , obwohl man dieser Sorte von Wandlern üblicherweise eher eine Schwäche in der untersten Region andichtet. Egal , es war auf alle Fälle einen Mehrfachbesuch wert und richtiges HighEnd Vergnügen.

Große Namen werden bestätigt

Auch bei Huber und Prohaska war wie zu erwarten Lyngdorf aus Dänemark die Raum-korrigierende und vor allem treibende Kraft . Mit der neuesten Version von Bowers & Wilkens‘ 802 MK3 gabs hier auch Lautsprecher vom Allerfeinsten , und so konnte man wieder mal Dire Straits‘ „Private Investigation“ noch besser erleben als zuletzt. Präzision, Punch und leuchtende Klangfarben at its best. Warum Meister Huber uns mit dem ältesten Trick der Welt – einem um gute 5 dB lauterem Pegel – die Vorzüge von Vinyl schmackhaft machen wollte im „Direktvergleich“ CD vs Langspielplatte bleibt sein Geheimnis.

Ebenfalls aufs eindrucksvollste bestätigt hat die Wiener Lautsprecher-Manufaktur  ihren hervorragenden Ruf. Wenn auch mit manchmal schon gesundheitsabträglicher Lautstärke wurde dort gezeigt , dass man in Sachen Klangfarbenerzeugung, fast dreidimensionaler Räumlichkeit und grenzenloser Dynamik mit den ganz Großen Namen nicht nur miteifern kann sondern zur Referenz wurde für viele.

Bestätigt hat auch Meister Wolfgang Paltauf – der Guru hinter LOG und anderen  Klangwundern – dass bei ihm der Bartel den Most holt in Sachen HighEnd Referenzen. Ich liebe Vorführräume in denen ich schon 1000 mal gespielte CDs und Files plötzlich so schön wie nie höre. Deshalb nehm ich auch immer wieder schwierige Aufnahmen mit zum testen, wie zB „Indian Red “ von Daniel Lanois‘ „The Beauty of Wynona“. So souverän aufgelöst waren die Schlagzeuge und Keyboards selten, so fett und definiert zu gleich war der Moog-Bass kaum , so unnervig klang diese CD nie zuvor. Oder Diane Kralls “ A Case of You“ von der Live in Paris CD : Zum weinen schön. Gerne würde ich noch 15 000 andere Titel aus diversen Sammlungen “ zum ersten mal “ hören, also zum ersten mal so wie es wirklich gehört.

… und manchmal auch beschädigt.

Leider wurde auch in Wien ein großer Name eher beschädigt als bestätigt. Mir tut das doppelt leid , da ich mit Stolz sagen kann mein Schärflein zur TECHNICS-Geschichte beigetragen zu haben ( SB-AFP1000 in der Wiener Staatsoper). Wenn aber die bereits von der  Münchener HiGhEnd Präsentation sattsam bekannten Vorführer eine halbe Stunde darüber referieren, wieso der für den kleinen Raum viel zu große Lautsprecher nicht optimal klingt, möchte man am liebsten fragen: Warum spielt Ihr dann so eine Megakiste im Kabinett? Habt Ihr keine Ahnung ? Oder ist es egal, Hauptsache angeben mit Kubikmetern? Ich bin mir zu 100% sicher dass sowohl die ausgestellte Elektronik als auch die Lautsprecher von Technics bei sorgfältiger Wahl der Quelle , der Verkabelung und Glättung der Stromversorgung im Hotel zu einem ausgezeichneten Erlebnis hätten führen können , gehört haben wir nur eine vage Idee davon.

Auch beschädigt wurden – aber selbst das hat schon Tradition – die Top-Marken vom Audio-Tuning Vertrieb, wie WADIA, Sonus, Audio Research uvm. Man konnte den Zuhörern die Enttäuschung geradezu vom Gesicht ablesen im großen Saal: Das soll HighEnd vom Feinsten sein?  Härte 7 in den Stimmen , Klangfarben vermutlich gegen Aufpreis erhältlich, die Authorität einer Midi-Anlage aus mehr als 40 k € Equipment? Und nein , die alte Ausrede auf der Messe klingts eben nicht so gut gilt in dem durchaus passablen Raum nicht . Gilt auch nicht für den Mediamarkt, der bewiesen hat dass B&W Lautsprecher auch mässig tönen können. Das phantastische TV Bild daneben stand in riesigem Kontrast zur ungnädigen Mittenattacke der Marantz-Amps. Geil war das auf alle Fälle nicht.

Neue Entdeckungen

Mit DO Acoustics hat uns Herr Czesany beglückt, mit Zingali wurden wir bei Cayin Audio Distribution und beim Klangstudio Trauner überrascht. Diese italienischen Meisterwerke gepaart mit den Deutsch/Chinesischen Röhren-Kraftwerken von Cayin machten so unglaublich viel Spaß, dass wir nicht nur einmal dorthin zurückkehrten zum Wiederaufladen der Genußbatterie. Ich gestehe ja kein Freund von Hörnern zu sein , da – wie auch auf den Klangbildern . eher weniger konzise Formen Auge und Ohren belästigen . Zingali aber hat den Bogen raus und erfreut das audiophile Ohr mit explosiver Dynamik, dabei feinst abgestimmter Tonalität und ein Weltall voller Zwischentöne, gappart mit wenns sein muss Augenöffnender Direktheit. In der geeigneten Kombination wird hier Röhre und Horn in D’Appolito-Anordnung zum Ohrenschmaus kaiserlicher Güte.

Deusch/Chinesische Freundschaft

Noch unglaublicher war das Debut des Ikea-Schragens als HighEnd Lautsprecher. Mister Klangzone zeigte neben den Audio Physics Rundherumstrahlern seine „Student“ mit dem Markennamen Bushgetta . Die besteht als Grundlage aus dem Tischbock von Ikea, der eine Lautsprecherwand trägt mit großem Basschassis, zwei Mitteltönern und Tweeter. Falls sie jetzt lächeln , Vorsicht. Diese Lautsprecher dürften in mehr als 50 % aller Fälle das zu Hause zu findende Lautsprecherpaar so gnadenlos in die Schranken weisen, dass Ihnen Hören und Sehen  vergeht. Zu einem Preis um den sich der fortgeschrittene HighEndler ein Netzkabel gönnt. Mehr dazu bald bei Klangzone. Herr Klangzone erstellt in seinem Hauptberuf übrigens die Streaming Lösungen für Naim und Projekt Audio, Chapeau!

Last but not least – Head High, Can Jam comes to Vienna

50 000 € auf die Ohren

Dem geradezu unfassbar netten Andreas Franz Pohnitzer von der Kopfhörer-Boutique ist es zu verdanken , dass Wien einen Hauch von Can Jam spüren durfte. Für alle die es nicht kennen , dahinter verbirgt sich eine Mischung aus Ausstellung , Fachworkshop und Gustierlounge zum Thema Kopfhörer. Und zwar umfassend im Portfolio, von ein paar Zerquetschten € bis satten 50000 Euronen , die Sennheiser für das neue Spitzenmodell abverlangt. Ob das OK ist diskutieren wir ein ander mal , klingen tut der Sennheiser so wie die Magico Lautsprecher , einfach endgültig , wie es sich gehört , end -of-discussion mässig gut. Wer Stax , AKG , Sennheiser, HiFiman , Audeze und andere Köstlichkeiten aufs Ohr haben wollte , Voila , hier wurde alles geboten. Und natürlich auch das volle Programm an portable HighEnd DACs , Mini-Amps und so weiter.

Fazit und Laudatio Ludovici

Verwerflicherweise hab ich  Höhepunkte wie Martina Schömer ( die Queen of Garrard) , Tiefpunkte wie die optisch an VEB Lauschangriff erinnernden Hörzone- Wandelemente und vieles andere nicht gewürdigt;  über den haarsträubenden Inhalt der Nubert Demo könnte man eine eigen Glosse verfassen – „Wie uns einmal jemand über Punktortnung im Bass erzählt hat, und wir vor Lachen fast  in Ohnmacht gefallen sind“.

Trotz all dem also sei nun hier vorerst ein Fazit gezogen: Maestro Ludovico von und zu Flich hat uns wieder mal ein wunderbares Wochenende geschenkt ( ja , der moderate Eintrittspreis vs großes Vergnügen gilt als Geschenk) . Mögen die Jammerer zu sich finden und 2016 den Weg zu den Klangbildern. Und alle die es versäumt haben schon jetzt den Kalender vorsorglich mit Klangbildern beschriften. Das ganze Jahr , denn zu Hause geht es ja  mit gutem Sound nonstop weiter.

Nachtrag :

Die Freunde von Fairaudio sehen übrigens einiges ähnlich  🙂 www.fairaudio.de/artikel/2015-messen/klangbilder-wien-2015-hifi-messe-bericht  „Fragen nach der tonalen Neutralität dieser Vorstellung stellen sie diesmal bitte an jemand anderen!“

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