Ein wirklich gelungener Neustart
Nach der großen Lücke die die „Klangbilder“ hinterlassen haben, waren alle gespannt auf die überraschend angekündigte „Finest Audio Show in Vienna 2023“. Die High End Society aus Deutschland, bekannt als Veranstalter der noch größten High End Messe in München, hatte sich um das Vakuum gekümmert. Als Austragungsort wurde das Austria Center gewählt. Obwohl sehr viele Aussteller mitgetan haben, war der Ort trotzdem etwas sehr groß und dementsprechend musste man viele Kilometer abspulen vom ersten bis zum letzten Vorführraum.
Insgesamt wurde vermutlich die angestrebte Besucherzahl von 5000 für die beiden Tage nicht ganz erreicht. Ein Grund könnte sein, dass der Sonntag wegen Schlechtwetters kaum zum fortgehen eingeladen hat. Ein anderer Grund mag sein, dass in keiner einzigen Tageszeitung meines Wissens nach Ankündigungen zu lesen waren, auch Radiosender wussten glaub ich gar nicht was da Schönes auf uns wartet am Wochenende. Dass die Messe insgesamt nur 15 Stunden geöffnet war, kann ein anderer Grund sein. Mangelnde ausländische Besucher waren es sicher nicht, ungarisch, serbisch, kroatisch, tschechisch und mehr war öfter zu hören als Dialekte aus Tirol oder Kärnten. Lobend erwähnt werden muss auch die Tatsache, dass der Kaffee erschwinglich war, wenn auch nur an einer Stelle zu holen. Großer Unterschied zu München.
Das Raumproblem
Die Räumlichkeiten im Austria Center waren einerseits umfangreich verfügbar, andererseits wie fast überall teilweise ziemlich ungeeignet. Völlig unverständlich ist mir, wie man „Telefonzellen“ mit gefühlt knapp über 1 m2 Ausstellern anbieten kann. Noch unverständlicher aber ist mir, dass man so etwas anmietet. Lag das an den hohen Mietpreisen?
Die waren vermutlich auch der Tatsache geschuldet, dass das Konzept des freien Eintrittspreises versucht wurde. Zwar sind nicht wie befürchtet deshalb Prospekte-Sammler und Buffet-Räuber eingefallen, ich habe aber auch den Verdacht, dass NIEMAND von den Anwesenden nicht gekommen wäre wenn man ca 10 € hätte löhnen müssen. Die meisten wussten nur durch Zufall, Facebook oder Anruf von Bekannten von der Messe.
Der Alterschnitt …
War zwar nicht so schlecht, ich schätze ihn auf etwa 40 bis 70 Jahre ein, Jugendliche aber habe ich leider überhaupt nicht zu sehen. Dafür waren erfreulicherweise oft die Gattin mit als Begleitung und ausschlaggebende Finanz-Controler. Wie man junge Leute in die HiFi-Szene zurück bringt, wird zwar heftig diskutiert, gelungen ist das bisher nur in Warschau, überhaupt DIE Messe in Europa schlechthin, mittlerweise nicht mehr viel kleiner als München und wie man gehört hat sehr spannend auf Grund vieler Innovationen, von denen man noch nie gehört hat. Davon war in der FAS Vienna fast gar nichts zu sehen. Korrigiert mich in den Kommentaren, wenn ich falsch liege.
Der stille Platzhirsch
Ein großes Rätsel für mich ist seit Jahren der NICHT-Auftritt von Audio-Tuning als mit Abstand größter Vertrieb von HiFi in Österreich. Eine reine zur Schau Stellung von Geräten kann vielleicht in der Modebranche gefragt sein, denn Schuhe oder Kleider sehen ja hauptsächlich aus und machen keinen Ton, bei HiFi ist aber das Gegenteil der Fall. Ich weiss schon, dass es unmöglich ist, die 50 oder mehr Project-Plattenspieler alle vorzuführen oder zu vergleichen, gehört hätte ich aber schon ein wenig, was Project, Musical Fdelity oder Audio Research um nur einige zu nennen, so zu bieten hat klanglich .
Und ja, ich weiss sehr wohl, dass die Bedingungen nicht ideal sind. Aber man kann andererseits hören, wie gut Händler und Vertriebe mit den Umständen, die ja auch zuhause nie ideal sind, umgehen können. Wer es – wie Audio Reference aus Deutschland – nicht schafft eine 30 000 € teure Box so vorzuführen, dass Applaus am Ende der Nummer nach Raum klingt und nach vielen Menschen, aber nicht nach Kopfwehlärm, der ist für meine Händlerauswahl bereits disqualifiziert. Andererseits werde ich mit Freude zur Kenntnis nehmen, dass Händler, die riesige Statement-Boxen zur Verfügung hätten, wohlweislich die für den gewählten Raum optimaleren kleinen Brüder wählen. Und – wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören war- durften ALLE Aussteller vorher sehen und hören welche Räume sie anmieten werden.
Die Höhepunkte für mich
Wie alle wissen ist dieser Blog ein persönlicher, spiegelt also nur meine Meinung wieder und keineswegs ein absolutes Urteil. Der Raum der mich sofort „geflashed“ hat, wie man heute so treffend sagt, war TAD. Optisch 1 A mit wunderschöner „Titelseite“ , gedämpfter Beleuchtung. „Room treatment“ vom Feinsten , also sinnvoller Kampf gegen zuviel Reflexion, dezente Dispersion wo Überdämpfung schaden würde. Ein paar Lautsprecher, die unangestrengt einfach wunderbare Musik gespielt haben, egal welcher Provenienz. Elektronik die einfach aus dem Weg geht und zur Verfügung stellt was gebraucht wird. Details a la Verteilerstecker aus Kupfer lassen erahnen wieviel Detailarbeit nötig war um dieses Paradies zu gestalten.
Auch großes Kino war bei Imperio Audio vorhanden, wusste gar nicht wie gut die McIntosh Amps mit Martin Logan umgehen können. absolute Spitzenvorführung in jeder Hinsicht.
Es geht auch sehr günstig!
Am anderen Ende der Preisgestaltung die kleinen Harbeths mit einem fast schamlos günstigen Creek Verstärker um 1000 € . Zwar waren sie mit Michell schon exzellent gefüttert, aber auch mit CD von Creek war das Ergebnis noch immer weit über dem Durchschnitt. Dass das ganze von jemandem vorgeführt wird, von dem auch ein alter Hase viel lernen konnte, war das Sahnehäubchen auf diesem Tortenstück.
Last but not least ein Hinweis für Kophörer-Enthusiasten: Austrian Audio hatte mit dem „Composer“ ein neues Paradebeispiel von Over-Ear-Lauschern zu bieten, das – für ein Top-Modell durchaus wohlfeil – preislich um 2500.- € liegt. Produktmaster war übrigens der gleiche wie beim AKG K812, gute Schule würde ich sagen. Hoffe der Vertrieb sorgt für genügend Nachschub vor Weihnachten in Österreich .
Dass ich diesmal am Sonntag erstmals seit Jahrzehnten wieder mit Schallplatte auf die Messe kam, ist Herrn Hauer zu verdanken, der mich am Samstag „angefixt“ hat, meine soeben in München erworbene „Mahavishnu Orchestra Pure Analog“ Scheibe mitzubringen. Du meine Güte, kann das geil klingen, sogar auf Jahrzehnte alten Boxen von Canton. Deren aktuelle Range ich übrigens auch zu den Höhepunkten der Messe noch zählen würde.
Nicht so ganz gelungen leider …
Persönlich war für mich oft auch der Eindruck von lebloser Präzision zu bemerken, Fischer&Fischer wäre so ein Beispiel. Adlerauge ohne Bauch ist kein Ziel für mich akustisch. Auch Genelecs hätte ich nur gerne zum arbeiten, nicht im Wohnzimmer. Vollends absurd wird es, wenn ein MEGA-Haufen blinkender Elektronik nach HiFi im künstlichen Sinn des Wortes klingt, wie bei Dream Audio. Das Baumeister-Haus der Musikelektronik. Das Heerscharen von Besuchern dabei glänzende Augen bekommen , ist mir ein Rätsel. Aber jeder wie er glaubt, ich hab ja selber mit B&O Plattenspieler begonnen 🙂 .
Shop hat geworked
Leider habe ich nur eine Vorführung von Herrn Böde gesehen, aber die war großartig, Chapeau an den alten Haudegen, der immer noch weiss wo „der Bartl den Most holt“. Vielleicht gibts ja nächstes Jahr mehr Zeit für Workshops.
Wie gehts weiter ?
Bitte bitte liebe Highend Society, lasst euch nicht entmutigen und schenkt uns nächstes Jahr wieder nicht nur München und Dortmund sondern auch Vienna. Und bitte bitte liebe nicht Wiener Österreicher, hebt euren Allerwertesten und kommt auch zur Show. Es zahlt sich wirklich aus.
PS: Freu mich über Kommentare
Falls ihr in einigen Dingen anders „gehört“ habt, lasst es uns wissen in den Kommentaren. Natürlich freut auch Bestätigung, dass ich nicht ganz alleine so denke .
PPS: Was man so gehört hat auf der Show
Habe ich in einer Playlist gesammelt . Bei Gefallen denkt bitte an mein Sparschwein. Apple Music gerne auf Wunsch.
https://tidal.com/browse/playlist/2e718a4c-4cdd-4c08-85e6-b243f529eb9a
https://open.qobuz.com/playlist/18029280
Alle die nicht da waren können hier noch einmal einen Rundgang machen . Der Kollege hat sich unglaublich viel Arbeit gemacht: My HiEnd
PPPS Das offizielle Fazit
Die FINEST AUDIO SHOW Vienna in Zahlen der HighEnd Society :
66 Aussteller mit 280 Marken aus 10 Ländern
3.000 qm Ausstellungsfläche
über 4.000 Besucher:innen an zwei Tagen, über 40 nationale und internationale
Medienvertreter:innen
Guten Tag!
Mit dem über Alles gelungenen Start der „Finest Audio Show Vienna“ stimme ich voll und ganz überein.
Insgesamt allerdings viel zu kurz für die durchaus interessante Auswahl an verschiedenen Ausstellern und Marken.
Ich hatte das Vergnügen am Samstag Nachmittag die Messe besuchen zu können.
Unabhängig irgendwelcher Kategorien war die Vorführung mit den kleinen Epos mit Abstand mein Best Sound of the Show.
Harbeth mit Creek hat mich nicht wirklich überrzeugt (wie vieles andere). Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl die Harbeth spielen deutlich unter ihren Möglichkeiten. Die Integration der „Bass-Ständer“ hatte ich mir wesentlich besser erwatet.
Der allgemeine Trend zu Bändchen oder AMTs ist für mich eine Herausforderung, weil die meisten Integrationen eben nicht besonders gut integriert sind. Das für mich unüberhörbare „Rascheln“ der dünnen Folien ist eine Sache für sich, genauso wie der zumeist körperlose Klang.
Positiv herauszustreichen sind für mich (jeweils natürlich die ganze Kette).:
Fyne und Unison research
dess
Mito Audio
favo (mit Orchester – Saint Saens – im Mini-Raum großartig aufgespielt, offensichtlich versteht hier jemand was von Raumakustik)
Yamaha (der Dome-Mitteltöner hat mich positiv überrascht)
Hauer
Die Lautsprecher bei Cayin sind von Atlantis Lab. Die unüberhörbaren Strömungsgeräusche der großen Ports könnte man als „atmen der Musik“ interpretieren ;-).
Auf gleichem „Niveau“ der Dream Audio-Vorführung war für mich auch jene mit den Lautsprechern von Linea Audio.
Das Kommentar bzgl. lebloser Präzision (ist das dann überhaupt noch Präzision?) kann ich voll und ganz bestätigen. Das ist allerdings ein „Leiden“ das nicht gerade neu ist in der Szene.
Insgesamt fand ich die Messe interssant und freue mich auf die nächste, hoffentlich schon in 2024.
Beste Grüße, Markus
Herzlichen Dank für die ausführliche Kommentierung. Creek hat mein Herz geöffnet , weil sie gegen den Trend arbeiten, dass das Geld auf den Bäumen wächst und Verstärker unter x-Tausend Euro ohnehin nix taugen.
Auch stimme ich mit Magico und Dir überein, dass Integration von verschiedenen Treibertypen immer schwierig ist. Atlantis Lab hab ich schon nachgetragen bei den Bildunterschriften. Würde mich auch freuen über Vienna 2024, bin aber noch nicht so sicher, ob das realisiert wird. Normalerweise nennt die HighEnd Society zum Schluss der Messe den nächsten Termin, was hier ausgeblieben ist. Noch zu wenig war für mich der Open Baffle Trend vertreten, das kommt sicher noch mehr. Also nochmals Danke, bin gespannt auf weitere Kommentare.
Mensch, da hattet Ihr ne kleine Weltpremiere mit der neuen Epos und kein Wort darüber. Auch hättest Du mit Karl Heinz Fink auf der Messe fachsimpeln können. Der war auch da, wie ich auf den Fotos sehen konnte. Schade leider eine schenkte Möglichkeit. Aber nach der Messe ist vor der Messe.
Das steht natürlich strikt für meine eigene Meinung, es waren bestimmt noch viel mehr interessante Sachen in der Demo als hier so kurz und knapp beschrieben.
Nichts für ungut.
viele Grüße
Armin
Danke für deinen Kommentar. Die Epos habe ich ja gelobt im Fotobeitrag, nur nicht namentlich. Hab ich grad nachgeholt. Mit Großmeister Fink hab ich gefachsimpelt, allerdings über den Eversolo A8. Mehr dazu demnächst.