Wenn der Platz zu wenig wird und die Ansprüche höher, muss ein neues Rack her. Aus Kostengründen hab ich ein DIY Projekt daraus gemacht . Viel Planung, kurze Bauzeit, einige Korrekturen, aber sensationeller Sound am Schluß um wenig Geld. Hier ist die ganze Geschichte.
Wenn unterm TV der Platz nicht reicht hilft Youtube.

Mit dem Kauf meines mich täglich erfreuenden Eversolo DMP-A6 Streamers wurde der Platz unter dem Panasonic-Fernseher zu eng. Auch sonst hat mein Glasrack nicht alles optimal erfüllt, was man von einem guten Rack erwarten sollte in audiophiler Hinsicht . Daher habe ich beschlossen mir ein neues Rack zu machen. Erste Anregung kam von Fidelity und ihrem enthusiastischen Bericht über Racks von Finite Elemente. Wunderschön , sicher sehr gut klanglich , aber auch sauteuer. Zumindest für mich sind 6700.- € jenseits aller Möglichkeiten. Also in die Inspirationsphase auf Youtube. Hier findet man neben grenzenlosem Schwachsinn auch viele gute Anregungen, ZB einen Film von 3 Damen, die ihren gesamten Gerätepark von TV über Hifi-Anlage bis Lautsprechern in einer Skyline aufstellen wollten.
Die Bretter bei Finite Elemente sehen für low-price HiFi-Enthusiasten natürlich sofort wie Aptitlig aus, das audiophile Schneidebrett um 25 € . Nur das Grundbrett muss auf Grund der speziellen Aufhängetechnik etwas größer sein und soll auch den nicht gerade leichten Pass Verstärker Aleph 0s solide tragen können.
Was muss ein Rack tun um gut zu klingen

Dass Vibrationen der Gottseibeiuns der HiFi-Anlagen sind , ist längst bekannt. Also sollen keine Vibrationen vom Boden in die Geräte geleitet werden. Aber auch Vibrationen der Geräte (vom Trafo, von Motoren etc.) sollen so schnell wie möglich abgesaugt werden, damit sie nicht den Klang anderer Geräte beeinträchtigen. Das mehrfach in verschiedenen Richtungen geleimte Aptitlig Brett aus Bambus ist so ein Saugschwamm für Vibrationen. Einfach probieren, funktioniert immer und überall. Damit vom Aptitlig Brett nix weitergeleitet wird und auch vom Boden nichts zurückkommt ( der Subwoofer leistet ja große Dienste in Sache Anregung eines Altbau-Holzbodens), hat mich der Trick der Finite Elemente Racks überzeugt. Die klemmen ihre Rackböden quer in zwei Steher aus Alu-T-Profilen ein. Das muss ja geradezu die Schwingungen ins Leere führen. Dafür gibts aber nach unten soliden Halt, damit auch alles fest und unverrückbar steht. Deshalb sind verstellbare Spikes hier oft die „Grundlage“ für sicheren Halt.
Die Grundplatte aus „Granit“

Bei meinen Recherchen für die Grundplatte bin ich auf die Idee gekommen eine Steinplatte zu nehmen. bei den vielen Küchen die im Krematorium-Stil errichtet werden um modernen Trends zu folgen, muss ja Verschnitt abfallen. Aber da kommt wieder die eher in die Abteilung Absurdistan passende Erfahrung mit lokalen Handwerksbetrieben ins Spiel. Während der tolle Laden von Schubert Stone mir prompt antwortet seit Jahren keine Werkstatt mehr zu führen und daher so etwas wie „Verschnitt“ nicht hat, antwortet mir die Wiener Steinwerkstatt trotz zweimaligem Hinweis auf Verschnitt oder Restplatten mit der lapidaren Antwort sie würden mir gerne eine 40 x 50 cm große Steinplatte um 450.- Euro verkaufen. Bei wem der beiden glaubt ihr würde ich in Zukunft einkaufen wollen ? .Eben.

Manche Werkstatt-Händler füttern Amazon mit beiden Händen.
Also auf zum Baumarkt, dort gibt es Zuschnitt-Reste zuhauf und somit auch eine „Granit-Optik- Platte“ die mir kostenlos auf 40 x 50 cm zugeschnitten wird.
Die Träger der Racks.

Natürlich habe ich auch versucht in Wien und Umgebung Aluprofile zu finden, war aber leider auch nach intensiven Suchen nicht fündig geworden. Dafür bietet Amazon Schmidt Systemprofile in Längen von 10 cm bis 2 m in 4 verschiedenen Oberflächen an. Die pulverbeschichteten Blauen habe es mir angetan. Dazu gibts auch gleich alle möglichen und unmöglichen Schraubverbindungen. Wenn man Platten quer einklemmt muss die Basis mehr als solide sein. Kleine Eckverbinder mit winzigen Inbusschrauben zum feststellen sind hier nicht geeignet. Wie sich nach einigen Versuchen herausgestellt hat.

Also lieber die sicheren sehr solide verschraubten Ecken. Die „Träger sind am Grundbrett verschraubt , das wiederum auf vier verstellbaren Füßen steht. Eigentlich wollte ich ja hier gleich Spikes nehmen, aber da müsst ihr mein Sparschwein etwas besser füttern . Bis dahin als Kompromiss Möbelfüße, auch hart und solide. Die Möbelfüße sind in Einschlagmuttern eingedreht, die Schrauben welche die Aluprofile halten sind in selbstschneidenden Einschraubmuttern verankert. Holzschrauben würden in der Pressspanplatte nur unzureichend Halt bieten.
Das Quirks mit den Quer-Spikes

Physikalisch scheint das alles ja ziemlich klar zu sein. Eingedrehte Spikes werden in der richtigen Höhe gehalten und aufgedreht und schon spannt sich die Platte zwischen die festen Träger. Vier Spikes pro Platte wollen aber zuerst einmal an der Aptitlig-Bambusplatte befestigt sein , bevor man mit dem Aufschrauben beginnen kann. Theoretisch kann Doppelklebeband die Spikes kurzzeitig halten bis sie eingeklemmt sind.

ABER mit zunehmendem Gewicht ( mein Plattenspieler hat samt Tisch fast 15 kg) schmiert das Doppelklebeband seitlich ab und wie von Geisterhand hängt der Plattenspieler plötzlich schief. Ursprünglich wollte ich ja Systemschrauben in die Vierkantprofile schrauben um in deren Kopf die Spikes seitlich einzurasten. Aber mit 50 cm Abstand von der Bodenplatte vorgegeben war der Platz um 3 mm zu wenig beidseitig. Das nächste Rack mach ich also mit 51 mal 40 cm Grundplatte und leg zwei 5 mm Plättchen zwischen die Querträger und die vertikalen Ständer, denn 50 cm ist ein Standardmass und 51 cm Querträger müsste man abschneiden von der nächsten Größe. Die bei den extrem günstigen Spikes beigefügten „Bodenplatten“ habe ich auch mit Superkleber an den Seitenträgern befestigt. So war es dann nach einigen Fehlversuchen doch noch stabil und sicher verbunden.
Anpassungen zum Finale
Der Boden meines Altbauwohnzimmers ist gewölbt wie eine Badewanne , die Füße an der Unterseite haben auf 50 cm einen Unterschied bis zu 1 cm ! Alles kein Problem mit verstellbaren Füßen . Nachdem alle Fächer eingespannt waren in der für meine Geräteausstattung richtigen Höhe , konnte ich mit der Bestückung beginnen. Der frühlingshafte violette Touch meines Plattenspielertisches war nicht mehr ganz im Einklang mit den tiefblauen Aluprofilen. Daher hab ich nach Umfrage im Bekanntenkreis hellgrau als neue Farbe gewählt. Hier möchte ich auch noch betonen, dass Diskussionen mit Freunde VORAB unbedingt ein Gewinn sind . Ob die nicht ausreichende Festigkeit der Holzschrauben im Pressspanholz, die Festigkeit von Doppelklebern, bis zur Farbgebung , alles wird nach „Nemawashi“ wie die Japaner sagen, also Gespräch mit Freunden und Experten, besser.

Das wichtigste zum Schluss – Der Klanggewinn
Auch wenn viele Freunde mir gratuliert haben zu Bildern meines Racks , das Beste ist unsichtbar aber sehr hörbar. Ich hab mir erwartet, dass die Anlage etwas besser klingt, wenn sie gut untergebracht ist. Aber ich habe nicht erwarte wie viel das ausmacht wenn Vibrationen abgeleitet werden und alles ruhig gestellt ist . Die Klarheit , die zusätzliche Durchsichtigkeit , die Abwesenheit von Verschwimmungen im Klangbild ist einfach großartig . Mein Plattenspieler ist plötzlich wirklich in die Oberklasse aufgestiegen , Schärfe sowohl im Analogen Bereich als auch bei der Wiedergabe digitaler Signale ist wie weggeblasen . Ich will zwar mein Rack für A-B Vergleiche nicht mehr zurück bauen, aber JEDER kann so seinem Klang zuhause mehr Glorie und Glanz einhauchen . Materialkosten waren übrigens unter 300 € insgesamt inkl. Werkzeug und Lack für den Plattenspielertisch.
Diesmal gilt also mehr denn je : Do it yourself too! Und vergesst nicht das arme Sparschwein zu mästen , für neue Abenteuer.
PS Bonus
Einkaufsliste bei Amazon , kann auch für lokale Händler Verwendung finden
https://www.amazon.de/hz/wishlist/ls/2HG10A08LQE75?ref_=wl_share
Der Ikea Aptitlig Hackblock https://www.ikea.com/at/de/p/aptitlig-hackblock-bambus-00233429/
PPS Noch einmal richtig
Mittlerweile habe ich die oberste Platte noch 3 mal neu justiert, nun ist endlich auch die oberste Ebene in der Waage und der graue Tisch in seinen 3 Elementen ebenso. Das Fixieren mit Superkleber für die seitlich eingespannten Spikes ist reversibel, daher kann man , wenns beim ersten Mal nicht passt , auch neu kleben. Interessanterweise sind die Schrauben welche die Bodenplatte an die Aluprofile festhalten schon nach ein paar Tagen unbedingt nachzuziehen. Pressspan „arbeitet“ offenbar .
PPPS Häme kann auch inhaltlich falsch sein von Fidelity

Die Kollegen von Fidelity berichten gerade über eine kostengünstigere Variante der Pagode von Finite Elemente https://www.fidelity-online.de/finite-elemente-pagode-signature-mk-ii/ . Die flapsige Bemerkung über „Zufallsfund Bambusschindel“ hätten sie sich sparen können, da der Hackblock Aptitlig mit absoluter Sicherheit viel mehr Vibrationen absaugt als das blanke Holzbrett von Finite Elemente. „Consult your TU“ würde ich vorschlagen. Was macht man nicht alles um die Werbekunden zufrieden zu stellen.
PPPPS: Jetzt mit den richtigen Füßen
Letzte Woche wurde die Kugelgelagerten Füße für das Rack geliefert aus China. Wie am Foto zu sehen ist, liegt eine Schale unten, darin laufen 3 Kugeln, die sogar in Stahl- und Keramikausführung mitgeliefert wurden. Darauf liegt die obere Abdeckung mit Gummiring zentriert. Dort wird der Gewindestift eingeshraubt , mit dessen Hilfe in großem Bereich feinabgestimmt werden kann, um die Grundplatte auf schiefem Altbauboden waagrecht zu bekommen. Mir dünkt, die Transparenz hat nochmal einen Tick zugelegt, das Klangbild ist noch ein Quantchen präziser. Ich bin happy und sag Dank den Fütterern meines Sparschweines.
Guten Tag,
auf Grund Ihres Artikels habe ich mir die Aptitlig-Bretter besorgt und testweise als Unterlage bei Universalplayer und DAC verwendet. Das Ganze auf einem IKEA Corras, das ja besonders in der Naim-Gemeinde recht bekannt sein dürfte als Rack. Vllt. liegt es ja daran, dass die Bretter einfach vollflächig auf dem Corras aufgelegen sind, oder weil hier 2 Systeme nicht harmonisieren – leicht und steif (Corras) / schwer und massiv (Aptitlig), auf jeden Fall wurde der Klang mit meiner Kette äußerst unausgewogen und der beschriebene „saugende Effekt“ der Aptitilig-Bretter wurde durch einen leblosen Klang erfahrbar.
Die Aptitligs sind jetzt testweise als Lautsprecher-Basen in Verwendung. In der Verwendungsform überwiegen die Vorteile, mit einem etwas „entschlackten“ Klangbild, allerdings hat sich auch hier die Klangbalance geändert und ich bin noch am Hören, ob mir das so gefällt.
Mit bestem Dank für die interessanten Anregungen, Markus
Isolation hat immer viele Aspekte, daher wundert mich nicht, dass die Aptitligs auf einer Unterlage mit Rollen statt Füßen nicht funktionieren. Und natürlich ist es immer die Kombination der Basisbretter und der Spikes dazwischen, oben und unten. Hab selber viel ausprobiert, die Spikes aus Ebenholz zwischen Gerät und Aptitlig und harte Spikes darunter haben mich am ehesten überzeugt , bei MEINEM Setup auf massivem Rack.
Ja. Es spielen viele Faktoren mit.
Allerdings verwende ich ein Corras natürlich ohne Rollen.
Obwohl ich zuletzt eine spannende Erfahrung gemacht habe bei einem Freund als
wir seine schweren Lautsprecher transportieren mussten. Wir haben sie für einen ersten Test auf den Rollboards stehen lassen und sie klangen besser darauf als dann mit den integrierten Füßen direkt auf den Boden gestellt.
Die Wege des HiFi-Herren sind unergründlich. Probieren geht über studieren, hat man früher gesagt. Danke nochnmals für die Erfahrung.