Nachdem ich den Artikel über die Demo von Daniel Hertz in Warschau geschrieben hatte , und wie üblich meine Story auch den Betroffenen mitgeteilt habe, ist etwas Großartiges passiert: Mark Levinson – der Mann hinter Daniel Hertz – hat mich angerufen! Um mir noch ein wenig mehr zu erzählen, worum es bei C-Wave geht und wie es entstanden ist. Davon handelt dieser Nachtrag.
Der vielleicht wichtigste Anruf meiner HiFi-Karriere
Wenn dich als HiFi-Blogger jemand wie Mark Levinson anruft, ist das vergleichbar als würdest du als Food-Blogger einen Anruf von Paul Bocuse bekommen. A la „Deine Geschichte ist nicht schlecht, hier noch ein paar Tips“.
Dementsprechend erhöht war mein Puls, als sich Mark bedankte dafür dass die Story offenbar von jemand geschrieben wurde, der sich gut auskennt. Und mir noch einmal die ganze Story hinter dieser Innovation mitteilen wollte. Die ich euch – nach ein wenig Nachdenkzeit – nun nicht vorenthalten will.
Bereits Ende der 70er Jahre erhielt Mark Levinson den Anruf eines Freundes, der als Psychiater und Therapeut Schallplatten zur Musiktherapie erfolgreich eingesetzt hatte. Nachdem er seine LP durch eine neue der gleichen Aufnahme ersetzt hatte, funktionierte die Musiktherapie plötzlich nicht mehr. Also rief der Arzt einen Freund der sich mit Schallplatten und Musikwiedergabe gut auskennt an, um zu fragen, was den plötzlich der Unterschied wäre. Für Mark Levinson genügte ein Blick auf die Schallplatte um zu entdecken, dass die neue Version mit dem „Geheimcode AAD “ versehen war. Die Platte war ANALOG aufgenommen und gemischt, aber DIGITAL gemastert. Statt der bisherige pur analog erzeugten AAA Version , war bei der neuen PCM zum Mastern im Spiel. Seither haben sowohl der Arzt als auch Mark Levinson ihr ganzes Bemühen darin gesetzt, dieses Problem für die Menschheit zu lösen.
Meßtechnik nicht nur bei Geräten
Wie mir Mark Levinson am Telefon bestätigt hat, waren solide Meßergebnisse immer ein wichtiger Faktor seiner Entwicklungen. Wissenschaftlich beweisbare Fakten als Bestätigung von Hörerlebnissen gehören zum guten Handwerk von seriösen Entwicklern. Nicht zu verwechseln ist das – kleine Anmerkung von mir – mit Leuten die glauben solange die konventionellen Meßergebnisse keine Unterschiede zeigen , kann man auch nichts hören, was eine Änderung in der Performance andeuten würde. Unsere Ohren gemeinsam mit dem Gehirn sind viel sensibler als es die – zumeist statischen – Meßergebnisse auch aktueller Meßtechnik abbilden kann. Wenn auch psychologische Empfindungen „gemessen“ werden können, umso besser.
In den Achtziger Jahren wurde aber auch in der Physiologie und Medizin erheblicher Fortschritt gemacht , was meßtechnisch nachvollziehbare Beweise von Höreindrücken betrifft. Für Mark Levinson war es nicht genug von Personen bestätigt zu bekommen, dass die AAA Aufnahme „besser“ klingt , weniger Stress verursacht und ein angenehmeres Gefühl samt Emotionen hinterläßt, die bei ADD oder AAD Varianten nicht empfunden wurden. Erst die wissenschaftliche Wiederholbarkeit und Meßbarkeit, bot genug Basis für zahllose Versuche den „digitalen Effekt“ der von PCM beim Hörer hinterlassen wird, zu vermindern .
Die Spalten füllen ist nicht ganz einfach
Wie man aus der korrekten nicht idealisierten Darstellung eines PCM Vorganges sieht, werden zu bestimmten Taktraten Abtastwerte gespeichert, und so die Analoge Kurve in eine Reihe von Zahlen umgesetzt. Für Daniel Hertz ist diese Diskontinuität von PCM die gesamte Krux des digitalen Hörzeitalters. Bei reinen DSD Aufnahmen kommt diese Diskontinuität übrigens NICHT vor, was erklärt warum vielen der DSD Klang als das oberste Ende der Qualitätsstufe gilt.

Wissen muss man allerdings, dass es so gut wie keine reinen DSD Aufnahmen gibt und wegen der Unmöglichkeit in DSD zu mischen oder mastern die allermeisten DSD Aufnahmen vorher irgendwann im PCM Mode umgewandelt wurden und anschliessend wieder zurück in die DSD Welt codiert. Dummerweise kann unser Empfindungsvermögen aber nachweislich auch frühere Umwandlungen „erspüren“ und somit werden auch DSD Aufnahmen mit vorherigen PCM Geschichte nicht als streßfrei empfunden.
Auch interessant war zu erfahren, dass die Erhöhung der Abtastrate nicht wirklich zur Lösung des Problems beitragen kann, laut Mark war sogar bei 384 kHz 24 Bit der negative PCM-Effekt noch meßtechnisch nachweisbar.
Feiner Hall füllt die Spalten
Technisch gesehen ist die C-Wave Technologie ein Algorithmus, der die Bereiche zwischen den Abtastwerten mit einer Art von feinem Nachhall füllt.
Bevor nun die Hüter des Original-Grals aus den Löchern kriechen , darf bemerkt werden : 1. Ist PCM auch nicht gerade Original, 2. sprechen wir von Hallzeiten im Bereich von Microsekunden und 3. macht jede Hörprobe solche Anschuldigungen zunichte.
Nicht gerade verwunderlich ist auch die Tatsache, dass Mark Levinson kein großer Freund von MQA ist. “ They don’t deal with the real problem, which is PCM itself.“
Vielleicht greift das aber trotzdem zu kurz, denn MQA hat wesentliche Verbesserungen im Bereich PCM gebracht, möglicherweise könnten die Verbesserungen in Kombination mit der C-Wave Technik von Daniel Hertz zu neuen Ufern in der Musikwiedergabe führen.
Conclusio fürs Erste
Der Weg den Mark Levinson aka Daniel Hertz beschreitet , ist nach einer kurzen Hörprobe einer der wirklich revolutionären und die Zukunft verändernden. Die Psychoakustische Komponente ist auch wenn sie durch wissenschaftlich fundierte Messungen unterstützt wird, ein großen Einfallstor für Lemuren und Besserwisser. Da hilft nur praktische Erkenntnis des selber Anhörens.
Das größte Problem für Daniel Hetrtz besteht meiner Meinung allerdings in der ungeklärten Distributionsfrage. Ich wüsste in ganz Europa nicht wohin ich jemanden schicken soll, der sich das gezielt anhören könnte. Ein paar Messeauftritte alleine a la Warschau bringen die Firma kaum in eine Position wirklich Stückzahlen zu verkaufen. Und auch wenn Steve Huffman oder Jay Iyagi uns sozusagen die Ohren süchtig machen nach dem Klang: Niemand wird ernsthaft 15 000 € ausgeben für eine All In One Kombination aus Streamer/DAC/Vor- und Endstufe ohne das Ganze ausführlich gehört zu haben. Uns allen ist zu wünschen, dass Daniel Hertz den Pfad der Innovation in Richtung wirklichen Verkauf weiter führt. Und das kann meiner Meinung – bei aller Kritik an vielen „Fachhändlern“ – trotzdem nur über diese Schiene führen.
Hallo Hr. Haberfellner,
angetrieben von Ihrer Begeisterung für die Daniel Hertz Komponenten, habe ich selbst etwas recherchiert.
Ich gebe zu, der Gedanke eines quasi übergeordneten „Masterings“ der Musikstücke in meiner Anlage durch zusätzlichen „Hall“, dessen Ausmaß ich nicht beeinflussen kann und wo quasi alles über den berühmten Einen Kamm geschoren wird, macht mich skeptisch.
So bin ich auf die Suche nach Referenzen gegangen und darauf gestoßen, dass Levinson wohl die Technik von Burwen (http://www.burwenbobcat.com/BBTB_Home.html) implementiert/weiterentwickelt hat.
Leider kann man die Software nicht mehr kaufen. Es gibt allerdings Aufnahmen, wo die Originale mit den Behandelten verglichen werden können.
Und wenn auch gefällig, ist es mir in den vorliegenden Beispielen immer „too much“, zu viel „geschönt“.
Da ich die Daniel Hertz Geräte noch nicht gehört habe, kann es durchaus sein, dass hier der „Sweet Spot“ besser getroffen wurde.
Auf jeden Fall habe ich meine Audio-Erfahrungen durch Ihren Beitrag wieder um ein Stück erweitert.
Danke.
BG, Markus
Soll ich jetzt kommentieren was jemand über eine früher verfügbare Software geschrieben hat, die möglicherweise einer der Ideengeber der C-Wave Technik war? Eher doch nicht. Empfehle die Youtube Videos von ernsthaften Reviewern wie Huffman oder Jay , auch die Interviews sind nicht uninteressant. Aber es zählt in Wahrheit nur eines: Selber sich ein Urteil bilden.