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Daniel Hertz – the future of music played at home

Zurück von der Audioshow in Warschau habe ich euch 4 Berichte geschrieben und doch fehlt noch der vielleicht Wichtigste. Denn eine Vorführung im Hotel Sobieski Radisson hat mich regelrecht vom Sessel gebracht. Dabei hat alles gar nicht so gut begonnen.

Aus Berichten der HiFi-Kollegen war mir der Name Daniel Hertz irgendwie nebulös in Erinnerung geblieben. Daher habe ich bei der Vorbereitung der Audioshow den Ort der Präsentation aufgeschrieben und sollte ihn am ersten Tag gleich suchen. Allerdings sind wir mehrmals im Erdgeschoß herumgeirrt und haben „Arcadia 1 “ nicht gefunden. Erst das genaue Studium des Katalogs der Messe zeigt eine Stiege „am Ende des Ganges“ , die uns am nächsten Tag auch dorthin geführt hat.

The master himself presents

Nach einer kleinen Warteschlange geht es los. Und ich traue meinen Augen kaum: Mark Levinson persönlich sitzt bescheiden vorne links und heißt alle herzlich willkommen. Nachdem er seine Marke an Harman Kardon verkauft hat, musste Mark Levinson eine neue Firma mit anderem Namen schaffen, daher Daniel ( wie Daniel Düsentrieb) und Hertz ( wie Herz) . Warum wird gleich geklärt.

Mark Levinson eröffnet mit der Bemerkung, dass wir sicher schon alle Hits der Audiophilie gehört haben, und er deshalb ein wenig andere Musik bieten will, indische Musik, die ihn seit seiner Jugend immer angezogen hat. Und er spielt einen Raga. Und jetzt kommt es: Er spielte von YOUTUBE. Das Entsetzen bei den ca 30 Zuhörern, durchgehend Audiophile, war spürbar. Wie kann man – „Apage Satanas“ – auf einer hochwertige Anlage einen komprimierten Youtube Track spielen. Und plötzlich klingt die Sitar schön wie nie zuvor, atmet, schwelgt in den Harmonien, welche die sanft gespannten Saiten erzeugen können. Und wir schauen uns ungläubig an und verstehen die Welt nicht mehr. Aber frohen Herzens sind alle Anwesenden.

Das Ende des Update-Nachjagens?

Mark Levinson erzählt über den üblichen Lauf des audiophil Geplagten: Ein neuer DAC muss her, dann ein anderer Verstärker, der Preamp muss auch gewechselt werden, jetzt sind die Lautsprecher dran , aber passt jetzt der Verstärker noch? Wir kennen das Spiel alle, und spielen auch alle mit. Daniel Hertz steht dafür das zu beenden, baut ein All-in-One mit Streamer/Dac/Vorverstärker/Endstufe in einem. Ein dicker fetter zentraler Chip übernimmt den Job, die Lautsprecher werden von Daniel Hertz angepasst, die eigenen schon vor Auslieferung geladen in den Chip, andere nach kurzer Analyse.

Weiter gehts mit der Vorführung: Noch ein wenig Indisches , Zakir Hussain lässt uns in Berklee teilhaben an seiner Kunst die Tabla rasend schnell zu trommeln, streicheln, tunen während des Spiels mit den Knien, und bei alle dem – wieder von Youtube! – füllt die Musik den Raum, denkt niemand über Bässe, Mitten oder Höhen, DB oder Class A B C , sondern geniesst einfach die Musik. Das gleiche bei John Coltrane aus den 50ern, dem American Bach Consortium mit Händels Messias und was sonst noch zu hören war. Maria ( so heißt der Verstärker mit allem eingebaut) steht schlicht und großartig vorne, ein Eingangswahlschalter und ein Volume-Regler ist alles was zu sehen ist.

Wir füllen nur die Löcher von PCM aus

Am Ende der Vorstellung beantwortet Mark Levinson geduldig alle Fragen. ZB. meine, wie die Rekonstruktion eines besch…eidenen Youtube Signals in solch wunderbare Musikwiedergabe gemacht wird. Antwort: PCM is a sampling process, we just fill the holes between the samples. Natürlich ist das Marketing-Sprache. Den normalerweise haben Journalisten keinen Uni-Abschluß in Nachrichtentechnik. Und Leser von Blogs oder Magazinen auch nicht. Und es wäre gar nicht Zeit genug, den technischen Background zu erklären.

Wir sind dann einen Kaffee trinken gegangen, denn nach so einer umwerfenden Erfahrung kann man nicht einfach ins nächste Zimmer gehen. Das wäre zutiefst unfair, den anderen Ausstellern gegenüber.

In der Zwischenzeit habe ich mich schlau gemacht. Der verwendete Chip arbeitet mit einem C-Wave genannten Konzept, das aus dem PCM ein PWM mit sehr hohen Frequenzen macht und dann weiter verarbeitet. Dazu kommen Algorithmen ( oder sollte man hier von Algorythmen sprechen?) und sonstige Bearbeitungen des Signals, das aus Mittelmässigkeit die Goldnuggets guter Musik holt.

Social Media Nonsense und Reviews von Zuhörern

Natürlich gibt’s – wie bei jeder neuen Erfindung – bereits idiotische „Reviewer“, die zwar noch kein bißchen davon selber gehört haben, aber ganz genau wissen, dass das alles Voodoo und Scharlatanerie ist. Dass Mark Levinsons neue Firma noch kein Imperium ist, wird ihm ebenso angelastet, wie dass er nicht jedes technische patentierte Detail preis gibt. Aus ähnlichen Gründen habe ich Archimago, das Audio Computer Science Forum und andere Jauchegruben schon lange aus meiner Youtube und Google Selektion verbannt. Es gibt auch Reviewer wie Huff, der Fotograf, der ebenso mit dem Herzen zuhört wie IWII aus Serbien. Und Huff liebt seine Daniel Hertz Anlage, hat alle getestet und schwärmt ausgiebig davon. Mehr dazu von anderen auchvom OCD Guy hier und von Jay’s iagi hier und Headquater Audio hier.

Aber am besten ist es einmal selber zu einer Demo zu gehen. In Venedig, dem Sitz der Firma, oder auf einer Messe. Wenn wir Glück haben ist es Wien.

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