Die Wege des Herrn sind verschlungen, und wenn es sich um AV Receiver dreht hilft nur ausprobieren. In den vergangenen Monaten hat mich „Immersive Audio“ ziemlich beschäftigt. Hier ein kleiner Erfahrungsbericht, worauf es ankommen kann und wie man „weiter“ kommt .
Mehr Features zum halben Preis
Zudem gibt es einen kaum mehr durchzublickenden Wildwuchs an technischen Innovationen, also technischen Features und Formaten, die besseres Bild versprechen wie zB HDR10 , das mittlerweile aber schon wieder von HDR10 Plus abgelöst wurde. Bei Video-Verbesserungen geht es um Schattierungen. ZB. zwischen finster und ganz schwarz, wie scharf sind die Kanten , bei Bewegung noch immer ? oder welche Müsterchen kann man erkennen und wo wird’s zum Grauschleier.
AV Receiver haben in den letzten Jahren einen ungeheuren technologischen Aufschwung gemacht und dabei aber gleichzeitig geradezu einen atemberaubenden Preisverfall . Irgendetwas scheint in diesem Markt nicht ganz zu stimmen. Einerseits ist im visuellen Bereich heutzutage nicht nur 4k Auflösung bereits normal, die jetzige Generation kann sogar 8k quasi standardmäßig. Der Einwand, es gäbe gar kein Video-Material in 8k , weil sogar die Youtube Videos gleichen Namens nur 4k Auflösung bieten, kann nicht gelten gelassen werden. Denn es geht um Upsampling. Dh. auch Standard TV Programme können „hochgerechnet“ werden und dann viel schönere Bilder wiedergeben, auf jedem 4k TV-Gerät.
Auch Audio ist kaum mehr zu verfolgen in Sachen Technik
Bei Audio ist heute Dolby Atmos bereits ziemlich etabliert als mehrkanaliges Objektorientiertes Verfahren. Nicht zuletzt weil man so alte Aufnahmen nach dem Remaster, der Jubiläumsausgabe , dem Re-Remaster und der toll verpackten Vinylversion noch einmal verkaufen kann. Eben als Atmos-Version , die mehr oder weniger Sinn macht bei alten Mono- oder Stereomasterbändern. DSD , also das 1 Bit Verfahren mit hoher Taktrate kämpft nach wie vor um Anerkennung , da trotz hochwertigster Wiedergabe-Qualität nach wie vor die immensen Größen eines DSD Files ein Hindernis darstellen.
Das Rad beginnt sich zu drehen
„Yours truly“ betreibt ja das AV Hobby nur neben seinem HighEnd Hobby nebenbei und versucht daher Kosten zu sparen mit dem Kauf von gebrauchten Geräten. Der Denon AVRX 1400H mit 7 mal 145 Watt abrufbarer Leistung war einer der ersten meiner AV Receiver. HEOS ist ein dazugehöriges eingebautes Programm , das verschiedene Streaming Quellen zu Auswahl bereit stellt. Leider ein sehr rudimentäres, dessen Sortierung-Möglichkeiten geradezu banal sind teilweise.
Nach kurzer Zeit wurde daher der Wunsch nach besseren Codecs und mehr modernen Videoformaten so groß, dass ich auf einen DENON AVR-S960H gewechselt habe. Der bietet neben 8K Upsampling und Airplay 2 Integration für die Apple Welt durchaus moderneren Zugang . Seine Bildqualität war sagenhaft, noch nie hatte ich von der Bluray am Anfang des „Everything, everywhere and all at the same time“ Filmes soviel Details im halbdunkel ausgemacht. Sogar ORF 1 und 2 waren plötzlich rattenscharf, Youtube spielte alle Versionen und alles schien gut.
Lautsprecher werden wichtiger mit der Zeit
Nachdem ich Receiver-mäßig aufgebrezelt habe , waren plötzlich die Hauptlautsprecher einfach nicht mehr „Up to the level“ . Gottseidank war gerade in Willhaben ein ganz spezielles Sonderangebot eines Paares ELAC 121 Jet zum absoluten Wunderpreis von 100 € das Paar zu haben. Ein bemitleidenswerter sehr netter Kollege, der den Lautsprechern extra ein wunderschönes Apfelfurnier gegönnt hatte , wurde Opfer des Woman Acceptance Faktors. Bei bevorstehenden Umzug und mußte daher asap die Lautsprecher los werden. Des einen Leid kann des anderen große Freude sein. Deshalb war bei mir plötzlich ein deutlich besserer Klang in Stereo bei der AV Anlage verfügbar. Aber wie es so ist , der Upgrade Weg hat immer auch neue Herausforderungen. Der kleinen Centerlautsprecher von Infinity passt nun nicht mehr wirklich zu den hervorragenden ELACs mit ihrem JET Hochtöner und – ein größeres Problem- der Klang des Denon war doch ziemlich „modern“ , also Digital- und Chipbasiertes Klangbild mit ziemlicher Härte und wenig musikalischer Klangentfaltung.
Von Bild zu Ton aka von Denon zu Onkyo
Meine jahrzehntelange Erfahrung mit japanischen Marken brachten mich auf die Idee es doch einmal mit Onkyo zu versuchen , einer der wenigen musikalischen Japanischen Hersteller. Zwar war in den letzten Jahren immer wieder von Konkurs, Wiederaufnahme und neuerlicher Verkauf zu hören, aber Receiver die ein paar Jahre alt sind, sollten noch an die Heritage der Originalmarke anknüpfen.
Und da wegen der immensen Lizenzkosten für alle möglichen und unmöglichen Features kaum mehr Geld zu machen ist in der Branche, ist fast egal was man kauft, ein Besitzerwechsel ist voraussehbar. Und wenn nicht – wie bei AKG oder Musical Fidelity kürzlich alle gestandenen Entwickler gekündigt werden wegen Ortswechsel der „Investoren“, sollte Erfahrung der Vergangenheit „mitwandern“. Also flugs wieder in Willhaben eingetaucht und schon bald wurde um wohlfeile 350 € ein Onkyo TX NR646 gefunden. Ein Schwergewicht mit immensem Trafo drinnen , das klanglich auch sofort überzeugen konnte. Die Härte war gewichen , Harmonie zog ein bei mir und endlich schien alles zur Zufriedenheit zu funktionieren.
Zu alt ist auch nicht optimal
Aber ach: In der Euphorie hatte ich übersehen , dass die Streaming-Quallen des 646ers auf Grund seines fortgeschrittenen Alters doch eher begrenzt waren. Der Qualitätsverlust der wunderbaren Videoqualität hätte mich weniger gestört. Denn aus meiner Zeit als Testjournalist weiß ich, dass unsere Fähigkeit beste Bildqualität von guter zu unterscheiden nach wenigen Minuten verschwindet, wenn der Film oder die Doku oder der Talk nur ein wenig interessant sind. Und andernfalls schalte ich ohnehin ab und kehre zur Musik zurück. So aber wurde erneut die Fährte aufgenommen, und bald war mit einem ONKYO TX-NR686 ein Kandidat gefunden, der sowohl Onkyo Sound als auch mehrere Streaming Profile und Airplay 2 aufweist. Minimaler Kompromiss ist, dass der „alte“ 646 noch größeren Trafo hatte als der ein paar Jahre jüngere 686.
Insgesamt muss ich sagen, dass ich Multi-Channel Sound nicht mehr missen möchte beim Filmeschauen, egal ob von Bluray, DVD oder TV-Programm. Die allermeisten sind ja bereits in 5.1 Ton realisiert und auch DTS-Virtual X zB. bringt durchaus gute Ergebnisse bei künstlicher Aufmotzung des Klanges. Dass Stereo nach wie vor mein Hauptzweig ist , macht der andere Bericht dieser Woche klar.
Demnächst kommt noch ein Geheimtip, der sowohl die Stereoanlage als auf die AV Mehrkanal-Wiedergabe um ganz wenig Geld deutlich verbessert hat . Ferritringe sind der neue heiße Shit.
Stay tuned.