Einige Zeitgenossen verdächtigen mich ja ein Vinyl Feind zu sein, seit ich 1987 (!) in einer Diagonal Diskussion auf OE1 den Part des Digital-Verfechters übernommen habe. Ein Blick in mein Wohnzimmer straft diese Menschen Lügen, steht doch dort eine nicht ganz kleine Schallplattensammlung von ca. 1800 LPs noch heute in Gebrauch. Zudem war ich bis vor kurzem stolzer aber genervter Besitzer eines LINN LP12 , der Mutter aller Schallplattenspieler, der Heinz Lichtenecker von Project seine Referenz erwies, indem er ihn schamlos optisch kopierte und als „Classic“ vermarktete, obwohl er mit dem Original innen kaum etwas zu tun hat. Nicht mein Humor, gebe ich zu. Ich bin also kein Gegner von Vinyl, nur ein entschiedener Gegner eines dahergeredeten Vinyl Hypes , der vielleicht vor ein paar Jahren kurz aufflackerte, mittlerweile aber gemessen an realen Marktzahlen bestenfalls homöopathische Anbetung der Asche darstellt.

Rega Queens Edition mit Technics Tonarmwaage

Bye bye LP12

Warum ich mittlerweile keinen Linn LP12 mehr besitze hat einen einfachen Grund. Zwar klingt er immer noch überragend, ist aber trotzdem eine Maschine, die laufend in Schuss gehalten werden will. Und jedesmal das Gefühl zu haben man sollte die Federn nachjustieren, den Tonarm nochmal auf korrekte Höhe und Auflagekraft überprüfen und überhaupt wieder Valhalla Kit , Nirvana Set und Diana Melissengeist nachfüllen hat mich genervt. Daher habe ich einem Tausch zugestimmt, der mir einen Rega Plattenspieler gebracht hat, welcher einfach funktioniert, sogar 45 UpM dreht ( Linn Kenner wissen wovon ich rede), und dazu noch einen fast neuen iPad Mini verschafft, mit dem ich meine Streaming Apps besser kontrollieren kann als mit dem iPhone.

Schiit Mani – klein , fein , aber … ©Schiit

Und dann endlich nur mehr hie und da gemütlich eine Platte auflegen und schwärmen von Rickie Lee Jones oder Purple Rain. Und auch Ruben and the Jets, in einer der ersten Pressungen. Aber natürlich kann man nicht einfach aufhören audiophil zu sein, und so bekommt der REGA doch noch ein besseres Tonabnehmersystem, denn das originale Carbon ist ja wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Also sollte man meinen, dass jetzt alles in Butter ist. Bis, ja bis das Telefon klingelt und Mister Mesicek anruft mit der Meldung einen unverschämt guten Phono-Vorverstärker gefunden zu haben, der furchtbarer Weise noch geradezu unverschämt günstig ist.

Der Ruf des Lindenbaumes

Also machen ich mich auf den Weg, obwohl ich ja gerade Abschied feiern will von Vinyl, aber ein sensationell gut klingendes preiswertes Gerät kann ich mir einfach nicht entgehen lassen. Und damit ich einen Ausgangspunkt für einen Vergleich habe, nehme ich meinen winzigen Schiit Mani unter den Arm, der mich bisher eigentlich sehr erfreut hat mit seinem Sound. Die Audio Lounge, als Mekka echten Hörgenusses bekannt, erwartet mich mit den formidablen Manger Lautsprechern, angetrieben vom ModWright Hybrid, damit es auch – wenns sein soll – zur Sache gehen kann lautstärkemässig. Also wird der Schiit Mani vorgespannt, und der Michell TecnoDec gibt die dunkle Seite von Leonard Cohen zum Besten, wie ich meine nicht übel. Noch zwei Minuten lang …

Lime Tree Phono, Teil einer wundersamen Serie von Lindemann ©Lindemann

Das Objekt der Verblüffung heisst diesmal Limetree Phono, zählt zur Kleingeräte-Sammlung von Lindemann und sieht ähnlich harmlos aus wie mein Mani – Zwerg von Schiit. Damit hat es sich aber mit Ähnlichkeiten. Denn als ich die gleiche Platte / Track noch einmal höre, glaube ich wir hatten vorher das Kofferradio in Betrieb. Der Raum ersteht vor uns in allen Details, die Gitarre zeigt ihren Holz/Metallsaiten Charakter, Leonhard Cohen singt uns in Ohr als würden wir auf seinem Schoß Platz genommen haben . Oder wie man in Wien so treffend sagt: OIDA!

Dreidimensionalität die platt macht

Ich kann mich nicht erinnern je einen so großen Unterschied zweier Verstärker gehört zu haben. Noch dazu in einer Preisklasse die dem gestandenen HighEnd Händler die Tränen in die Augen treibt. 595.- lächerliche Euronen sollen her, um damit als Besitzer nach Haus zu gehen. Gemessen an der Klangqualität drängt sich der Gedanke auf, die Lindemänner und Frauen haben eine oder zwei Nullen vergessen VOR dem Komma .

Anpassung für MC Abnehmer ©Lindemann

Für Technik-Begeisterte ein paar Details zum Aufbau: Sowohl MM als auch MC Tonabnehmer bekommen eine eigene optimierte Schaltung, rein passives RIAA Netzwerk , feinste rauscharme J-FET Transistoren und ein „medizinisch cleanes“ Netzteil sorgen dafür, dass über 80 dB Rauschabstand erzielt werden, das hätte der Plattenspieler auch gerne 😉 . Das ganze ist weniger als 300 Gramm schwer, da wird als noch ein Türstopper gute Dienste leisten beim Vertreiben der Vibrationen.

Somit kann ich also demnächst, sobald der Limetree meinen Mani ersetzt hat, meine Vinyl Geschichte zu einem glücklichen Ende bringen und mich endlich aufregenden Dingen widmen wie MQA über iPhone, Ethernet Hub in audiophiler Ausführung oder „Wie klingt Airplay 2 im Vergleich zu bisher .