Am Tag vor den Klangbildern 2018 konnte man einen jungen Jazzmusiker hören in OE1 mit dem Zitat: „Es geht um die Weitergabe des Feuers, nicht um die Anbetung der Asche“. Diesen Satz hätte die Organisatoren ( die Mehrzahl hier ist einer der vielen Euphemismen im Zusammenhang mit Österreichs HiFi Messe) sich zu Herzen nehmen sollen. Dann wäre es schon vor Jahren besser gelaufen. So aber ist das zumindest mein letzter Bericht über Klangbilder. Denn die 2018 Version hat mich endgültig bestärkt im Entschluss: So wird das nix mehr. Die Asche Vinyl anzubeten als Hauptthema war schon vor 3 Jahren überlebt, Digitales Radio kümmert niemand und Jugendliche wurden nicht gesehen, was hätte sie auch hingelockt? 

Freitag 13 h, 3 Stunden später als bisher üblich, würden also die Tore für 3 Tage geöffnet werden. Bei jeder auch noch so kleinen Messe, bedeutet Ersttag Beginn Schlangen vor den Toren, oder zumindest an den Kassen. Gezählte 2 (!) Besucher waren vor uns, bereits seit Minuten beschäftigt damit den überforderten Damen beim Absuchen „der Liste“ zu helfen, auf der VIPs, Freunde der Aussteller und andere nicht zahlende eingetragen sein sollten. 

Chaos a la Media und Funkberater

Ganze 23 Hörräume erwarteten uns im 5 Stock, in der Eingangsebene bei großzügiger Zählung waren es 5 . Der Rest gefüllt mit Messestudios, VIP Ausschank, oder schlicht mit einem Flohmarkt den Mediamarkt dort aufschichten lies, um seinem Ruf sich nicht um Klangqualität zu kümmern vollends gerecht zu werden; überboten nur mehr – wie in der richtigen Welt – von Funkberatern/RedZack, die noch immer nicht geschnallt haben, dass Staubsauger hier NICHT das Thema sind.  High Fidelity heisst nicht Hochfloorteppiche saugen, sondern hätte was mit Musik zu tun, Staubsauger sind eher gegenteilig in der Anwendung, sie stören den Genuß aus den Lautsprechern. 

Um eigene Musikbeispiele zu hören war ich diesmal mit USB Stick und Bluetoothfähigem iPhone mit Tidal- Account unterwegs, denn 2018 kann man erwarten nix mehr sonst mitschleppen zu müssen . Klangqualität von Tidal Masters übertrifft jede CD, von Vinyl ganz zu schweigen. Just try it. Kein einziger Aussteller ermöglichte diese Varianten, mit zum Teil mehr als peinlichen Ausreden wie „ Haben wir jetzt nicht vorgesehen“ „ Passt nicht zu unserer Anlage“ „Ist diesmal nicht angeschlossen“. Halloooooo, aufwachen!! Its about streaming, stupid. 

Trara die Disco ist eröffnet

Dass ihr p.t. Berichterstatter vom Veranstalter schlichtweg belogen wurde, was den Nichteinsatz der Monster-PA tagsüber betrifft, war nur ein weiteres Mosaiksteinchen im unerfreulichen Gesamtkonzept. Und daher konnte auch mit Richard Sbuell von Supersonic oder Pro Performance kein Gespräch in Ruhe stattfinden, welche Ihre Stände im Foyer angesiedelt hatten. 

Gabs denn gar nichts Erfreuliches, höre ich jetzt meine geschätzten Leser ungeduldig fragen. Doch, gab es, wenn auch dünn gesät. Der zurückgekehrte Grazer HiFi-Papst Czesany zB. machte allen Besuchern gleich in mehrerer Hinsicht Freude. Seine nach wie vor grenzgenialen GuRu Lautsprecher sind auch in der neuesten Version die Sensation schlechthin was das Volumen/Klangfülle Verhältnis betrifft. Saftig, kräftig, musikalisch und auch nett anzusehen und vor allem anzuhören waren die Wunderkisterln aus Schweden. Zum Paarpreis von 2100.- Euro schon fast unglaublich günstig, noch dazu mit äusserst interessanter Röhren-Elektronik von Fezz Audio, ebenfalls preislich hochinteressant knapp über 2000.- Euro. Und klarerweise gibt es auch Reinheitsgebot für den Strom, diesmal aus Griechenland von Lab 12, der den gordischen Knoten zwischen Putzkraft und Dynamikdurchlass perfekt im Griff hat. Nicht um 10 000 .- wie PS Audio oder 5000.- wie Audioquest, sondern um 1670.- Euro. Muss man zu Haus probieren um die Wirkung zu hören. 

Legenden unter sich

Erfreulich auch natürlich die Hausherren der Wiener Lautsprecher Manufaktur, denen zwar 13 h als Beginn noch immer zu früh war, als das Setup dann aber fertig war, konnte sich das gehörte, diesmal vernünftigerweise in kleiner Bauweise wieder echt hören lassen, vom Feinsten. 

Die neueste Version der bereits fast legendären Russel K 150 bei Raum Akustik war in einem schon fast zu kleinen Zimmerchen zu hören, und lies kurz nach Messebeginn erst ahnen wie gut das eingespielte Ergebnis sein wird. Dafür war es Sinisia Sarkezi gelungen Russel Kaufmann persönlich nach Wien zu locken, mit dem interessante Gespräche den Gesamteindruck der Messe deutlich verbessern konnten. 

Longtone, die sogar einen „Aberfeldy“ Whiskey mitgebracht hatten – wahrscheinlich um den Berichterstatter gütig zu stimmen 😉 –  führte die neueste All in One Lösung von Linn zu Gemüte, betrieben wurde damit eine Q Acoustic und auch hier wurde zumindest der Verdacht stark genährt da könnte viel Gutes rauskommen in adäquaterer Umgebung. 

Master vs HighEnd

Meiner bescheidenen Meinung voll danebengegriffen wurde diesmal von Altmeister Spitaler, der sich gemäß dem Motto der Messe „Hauptsache es wird an Vinyl gekratzt“ nach wie vor HighEnd Plattenspielern widmet, obwohl sogar das Klassik Publikum heute viel besser beraten wäre zu Streamen oder zumindest ihre CDs zu rippen. Daneben war nicht der wunderschöne Plattenspieler, sondern die Auswahl eines Mastering Lautsprechers. Genauigkeit, unverfälschte Wiedergabe und Präzision mag ja gut sein, Spaß und Musik sollte es aber auch ein wenig machen. Oder wie kürzlich ein befreundeter Tonmeister über seine State of The Art Genelec Boxen gemeint hat: „Ich kann damit 10 mal so schnell arbeiten weil ich alles sofort höre, aber am Abend im Wohnzimmer will ich sie sicher nicht“. HiFi oder High End ist nicht arbeiten, sondern abends im Wohnzimmer!!! 

Klanglich sehr interessant waren auch die erstmals an der Messe beteiligten Herrschaften aus Ungarn mit der Marke Taylor Acoustic. Aber wenn auch der Preis für den nettesten Empfang an dieses Zimmer ging, so blieb trotzdem ein schaler Nachgeschmack. Preis des Boxenpaares im altenglischen Design war nämlich 38.000.-, aber weil grad Messe ist gabs 50 (!) Prozent Rabatt und damit 19.000 Euro als Endsumme. Its smells a bit. Da hätte ich allerdings immer noch  lieber eine kleine Magico darum, wenns recht ist. 

Dass Großmeister Paltauf seine Zeit damit verbringt einen Luxus- Kopfhörerverstärker zu bauen, find ich schade, er könnte so viel mehr. Dass seine Ex-Kollegen von LOG ernsthaft behaupten ein Lautsprecher müsste unbedingt 5-Weg Bauweise haben, hat mich schon vor dem Hören stutzig gemacht, das Ergebnis war dann auch wie erwartet. 5 völlig unterschiedliche Treiber machen in ihrer jeweiligen Frequenzregion zwar ihr Bestes, das ganze klingt aber so als wäre der Chor in 5 Zimmern untergebracht aus denen die verschiedenen Musikteile dann erklingen und weder homogen noch erfreulich zusammen spielen. 

 

Zu Gauder die ich nach besten Erfahrungen in München gerne gehört hätte kann ich nur die wunderbaren Lichterln der Elektronik beschreiben, Herr Plaudertasche war so beschäftigt mit seinen Ausführung dass er offenbar nicht wirklich Zeit hatte das ganze meisterlich abzustimmen im Raum. Bitte beurteilen sie diese Marke nicht nach den Ergebnissen hier. Gleiches gilt für Kondo und ICOS. 

Dream Set Live – DAUDIO/MERGING

Last but definitely not least sondern by far Best of Show war die Welt von DAUDIO . MERGING und dem Spirit of Turtle. Merging steuert dabei Elektronik bei, bei der State of the Art ins Schwarze trifft. Mit Komponenten gefertigt die vor Monaten noch gar nicht verfügbar waren in dieser Qualität und an der schieren Physikalischen Realität kratzen, aber leider mit etwa 100k Preispunkt auch im finanziellen Himmel angesiedelt sind. DAUDIO mit hochinteressanten Dipol-Lautsprechern, welche mein großes Interesse an dieser Technologie eindrucksvoll noch mehr befeuert haben. Der Klang ist einfach da! Punkt. Jede Diskussion über Wärme, Schärfe, Räumlichkeit etc. hat sich erübrigt, einfach da so wie es gehört. Und zwar sowohl als Stereopaar ( um knappe 20 k Euro) oder als 5.1 Setup mit etwas größerem Budgetbedarf. Dazu Aufnahmen aus Holland, die zeigen wie weit wir mit realistischer Abbildung gekommen sind . Handwerk oder besser Ohrwerk pur. Wer es versäumt hat, sollte den nächsten Urlaub nach der Möglichkeit das nachzuholen planen. 

Bei meinem Debriefing Rundruf an Kollegen und HiFi-Begeisterte habe ich mehrfach gehört : „Achso, das war jetzt, hab ich gar nicht mitgekriegt, war aber schon letztes Jahr, vor zwei Jahren … nicht mehr lohnenswert. Ich hab mich lange gegen diesen Defätismus gewehrt, nach der heurigen Klangbilder Messe stimme ich aber leider zu. Eine Messe ohne ein einziges Plakat in ganz Wien, mit vielleicht 100 ernsthaften Besuchern, wenn man Aussteller, Mitarbeiter und die üblichen Verdächtigen abzieht, ist mausetot. Presseecho absolut ZERO. Nimmt aber Neuem den Platz weg vor allem mental, niemand kann und will etwas Zweites machen. Es wäre aber höchst an der Zeit dafür. Zum gleichen Termin war in Warschau die AV Show mit fast 200 Ausstellern in 174 Zimmern . Warschau hat etwas weniger Einwohner als Wien, und letztere ist die Stadt der Musik, die hat sich schon lang etwas Besseres verdient.