Online-Start mit außergewöhnlichen Technik-Gadgets und besonderem Angebot. Hartlauer Did it again. So könnte man meinen, wenn man der APA glauben könnte, welche die Neuvorstellung des „Geekstore“ Portals von Hartlauer im Web vollmundig ankündigt.

HiFi Geeks auf der Suche

Und da ich – zugegebenermassen- ein HiFi-Geek bin, war ich natürlich sehr gespannt. Hat er es geschafft zurück zu kommen, der HiFi-Spirit von Hartlauer. Für die jüngeren unter den Lesern: Hartlauer war einmal in Österreich eine der ersten Adressen audiophiler Glückseligkeit. Von Linn bis Backes&Müller, von Luxman bis Thorens ( Projekt gab es damals ja noch nicht) , bei Hartlauer in der Praterstrasse war alles da. Und genauso wie im Fotobereich konnte man dort auch in Sachen HiFi  und  später Mobile erstklassige Beratung und auch Ware finden.

Aber zurück zum Geekstore. Was erwarte ich mir von Harlauer als „eine Person, die sich durch großes Interesse an wissenschaftlichen oder fiktionalen Themen auszeichnet, die üblicherweise elektronischer (vgl. Computerfreak) oder phantastischer Natur sind“, wie Wikipedia den Geek so treffend benennt. Na tollen Sound erwarte ich mir, kleine aber feine Wunderboxen , wie sie zB von Totem als KIN  in München vorgestellt wurden, ein „Muso“ von Naim vielleicht, oder einen T7 Bluetooth Lautsprecher von Bowers&Wilkins . Sozusagen die Nikons , Canons und Sonys unter den Soundcubes. Natürlich auch portable DACs von Audioquest, Arcam, Chord oder iFi , Portable Headphone Amps und Musicplayer von Astell & Kern , Fiio oder Wiss. Einige der zuletzt genannten Firmen bieten Produkte deutlich unter 100.- € an, also etwas im Gegenwert von ein paar Kinobesuchen, ein paar Besuche beim Schachtelwirten oder ein (halbes) Konzert .

Plastik Planet at it’s worst.

Und was find ich im Geekstore dann unter „Sound & Mobility“ ? Nada, nix dergleichen, niente. Sondern ich finde den gleichen Plastikmüll, der uns schon bei Mediamarkt, Saturn oder den Red Zack Experten die Tränen in die Ohren treibt (Tivoli ausdrücklich ausgenommen). Das gleiche scheusslich klingende Glumpert, bei dem völlig egal ist ob ein zerquetschter mp3-File , der hochkomprimierte Ö3 Dudelfunk oder ein lausiger Internetstream als Quelle dient, es wird nix mit Freude an Musik, Wippen mit dem Fuß oder Schnippen mit den Fingern. Nur Quäcken überforderter Mini-Chip-Amps die verzweifelt an zu weichen Membranen rütteln und dabei das Plastikgehäuse zum Mit-Kreischen anregen.

Hallo Leute, Österreich sollte das Land der Musik sein, auch wenn uns Conchita grad nicht aus der Bedeutungslosigkeit reisst. In Österreich wurden mal die besten Klaviere der Welt gebaut, wir beheimaten nach wie vor den grandiosesten Konzertsaal des Universums, und das ebensolche Orchester mit dazu. Unsere Beats Meistern sich durch jedes Dorf der Welt, Parov Stelar – ein Oberösterreicher wie Familie Hartlauer – rockt die Parties allerorten und nach wie vor existieren real die wunderbarsten Volksmusik-Ensembles, die uns unsere musikalischen Wurzeln bewahren abseits von Sound of Music Kitsch. Und da ist uns guter Klang nichts wert? Hören wir Musik aus der Einwegdose? Oder hören nicht , weil jeder Ansatz zum Hobby im Dreck erstickt.

 

Klickomat vom Fotoprofi

Kann sich jemand vorstellen dass in der Fotoabteilung von Hartlauer  ein Klickomat um 39.- als Wunder der Fotografier-Kunst angepriesen wird , dass uns Herr Hartlauer eine Auflösung von 3 Megapixel als würdig für gehobenes Interesse an guten Bildern verkauft, oder dass Frau Hartlauer in der Akademie versucht den Unterschied zwischen 50 scheusslichen Plastikdröhnern als Stufen zu höherem Genuss zu verdeutlichen ? Ehrlich gesagt ich kann und mag mir das gar nicht vorstellen.

Nachdem nun schon Kika/Leiner die einmalige Chance vertan hat HiFi und hochwertige Audio/Video Geräte dem pt. Publikum in einer Wohnwelt richtig nahe zu bringen und stattdessen eine schlechte Ramschmarkt-Kopie für „Living“ hält, nachdem auch bei den Red Zacks und Experts dieser Welt alle glauben mit Sonos sei das Ende der Fahnenstange zu höheren Soundweihen erreicht und jedwede Trendumkehr konsequent verschlafen wird , könnte man fast verzweifeln . Noch dazu wo leider viele der wenigen gut hörenden nach wie vor noch meinen Retro zurück zu Vinyl würde einen Weg in die Zukunft bestritten.

Wo sind die „Ja Natürlich“ Biobauern a la Werner Lampert für die Consumer Elektronik , wo die Heinrich Staudinger’s der Audiowelt , die statt Badeschlapfen wieder Lederschuhe anbieten, zwar ein wenig teurer, aber viel länger haltbar und gesünder für Körper und Geist.

Der Herr Hartlauer scheint es nicht zu sein .